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Ordination von nicht-heterosexuell lebenden Menschen

Ordination von nicht-heterosexuell lebenden Menschen

In diesem Artikel stelle ich meine persönliche und aktuelle Meinung zu folgender Ausgangsfrage dar:

Sollte eine Kirche nicht-heterosexuelle (oder queere) Menschen zu Pastoren oder Pastorinnen (Diakone, Diakoninnen, Pastoralreferenten, Pastoralreferentinnen) ordinieren?

Die Frage, ob man nicht heterosexuell lebende Menschen ordinieren sollte oder nicht, bewegt gerade (seit 2022) den Bund freier evangelischer Gemeinden K.d.ö.R. (dazu hier ein Bericht) und hat bereits und wird auch noch andere Freikirchen bewegen. Sie wird auch im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden K.d.ö.R. (BEFG) aufkommen. Die Entwicklung in unserer Gesellschaft fordert dazu heraus, die Frage alsbald zu beantworten.
Da ich in einer Gemeinde innerhalb des BEFG tätig bin und bis Mai 2023 vier Jahre Mitglied des obersten Leitungsgremiums (Präsidium) meines Freikirchenbundes war, habe ich mich intensiv mit der Frage beschäftigt. Diese Frage muss und darf eine Kirche oder ein Gemeindebund beantworten, da eine Kirche frei entscheiden kann, welche Voraussetzungen sie für die Ordination für bestimmte geistliche Ämtern ansieht.

Selbstverständlich leben wir in einem Land, wo jeder seine sexuelle Orientierung ausleben darf, wie er möchte, es sei denn Schutzbedürftige werden dadurch missbraucht. In den letzten Jahren sind dazu einige wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen worden. Besonders Gesetze, die Diskriminierung verhindern und verbieten, haben mich gefreut. Manchmal scheint mir dabei allerdings die Grenze nicht ganz klar definiert, ab wann Diskriminierung wirklich beginnt und bis wann eine abweichende Meinung zum gesellschaftlichen „Queerness-Trend“ toleriert werden sollte. Ich war auch nicht mit allen Gesetzen einverstanden, z. B. hätte ich mir gewünscht, dass die „Ehe für alle“ nicht gekommen wäre. Mir war die klare Unterscheidung vor der Gesetzesänderung zwischen einer Ehe zwischen Frau und Mann und einer gleichgeschlechtlichen eingetragen Partnerschaft lieber. Aber als Bürger eines demokratischen Staates, akzeptiere ich die parlamentarische Mehrheitsentscheidung in dieser Frage. Als Freikirchlicher akzeptiere ich sowieso in der Regel eher Freiheit als Einengung.

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BEFG English Ressources Kirche/Gemeinde Leitung

Masterarbeit: Der pastorale Leiter als Prophet (Arnold Köster)

Meine Masterarbeit aus dem Jahr 2018 im pdf-Format. Auch als Buch erhältlich, z. B. bei Amazon.

Der pastorale Leiter als Prophet
Der Baptistenpastor Arnold Köster (1896–1960) im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Diese Arbeit handelt über das Leben und Leitungshandeln des Baptistenpredigers Arnold Köster (1896–1960). Er gilt als einer der kontinuierlichsten und schärfsten NS-Kritiker im Deutschen Reich. Während des „Dritten Reiches“ verkündigte er prophetisch das Wort Gottes und leitete so seine Wiener Gemeinde und stellte gleichzeitig das NS-Regime in Frage.
Die Arbeit enthält eine komplette Leitungsbiographie Kösters. Erstmalig liegt ein Gesamtbild von Kösters Prophetieverständnis vor, das mit neueren Entwürfen prophetischer und pastoraler Leitung ins Gespräch gebracht wird. Anhand von Zitaten aus seinen Predigten wird deutlich, dass Köster der ganzen Gemeinde das prophetische Amt zuwies, aber die Bezeichnung Prophet für sich selbst ablehnte (Köster-Paradoxon).
Köster wird besonders im Kontext seiner baptistischen Freikirche und ihrem Verhalten in der NS-Zeit betrachtet. Im Kontrast wird deutlich, dass Köster mit seiner Ortsgemeinde kirchlich-prophetischen Widerstand leistete.
Schließlich wird herausgearbeitet, was heutige Leiter von Köster lernen können.

Schlüsselwörter
Baptisten, Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Drittes Reich, Leitung, Nationalsozialismus, Pastor, Prediger, Prophet, Verkündigung, Widerstand

The Pastoral Leader as a Prophet
The Baptist Pastor Arnold Köster (1896–1960) in Opposition to the Nazis

This thesis is about the life and leadership of the Baptist preacher Arnold Köster (1896–1960). He is considered one of the sharpest and steadiest NS critics in the Third Reich. During the Third Reich he prophetically proclaimed the word of God while leading his church in Vienna and, at the same time, questioning the Nazi regime.
The work contains a complete account of Köster’s leadership. It presents, for the first time ever, an overall picture of Köster’s understanding of prophecy and discusses more recent models of prophetic-pastoral leadership. Based on quotations from his sermons, it becomes clear that Köster assigned the prophetic office to the entire congregation, but rejected the term “prophet” for himself (Köster’s paradox).
The emphasis here is on Köster in the context of the German Baptist Union and its conduct during the Nazi era. By way of contrast, it is clear that Köster, along with his local fellowship, put up resistance on the subject of church-prophecy.
Finally, with the matter of what today’s leaders can learn from Köster is addressed.

Keywords
Baptists, Union of Evangelical Free Churches, Third Reich, Leadership, National Socialism, Pastor, Prophet, Preacher, Preaching, Resistance

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Audio Glaube/Nachfolge Skript Verkündigung/Predigt

Sei Influencer der Hoffnung! (Skript & Audio)

Einleitung
1. Warum Hoffnung dringend nötig ist
2. Was Hoffnung ist
3. Was uns Hoffnung macht
4. Unsere Hoffnung hat einen Namen: Jesus Christus
5. Hoffnung verbreiten

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BEFG Jugendarbeit Kirche/Gemeinde Rezensionen

Rezension/Diskussionsbeitrag: glauben, lieben, hoffen

glauben, lieben, hoffenHamp, V. / Krupinski, J. / Schlüter, A. / Werner, S. (Hg.) 2021, glauben, lieben, hoffen – Grundfragen des christlichen Glaubens verständlich erklärt
2 von 5 Punkten

Dies ist meine Beurteilung (Stellungnahme, Rezension), die gleichzeitig als Diskussionsbeitrag gedacht ist, zum kürzlich erschienen Buch „glauben – lieben – hoffen“. Es wurde im Spätsommer 2021 herausgegeben und im SCM-R.Brockhaus-Verlag verlegt.

Es liegt in der Natur der Sache, dass Autoren, die so ein Werk herausgeben, dazu noch mit der Verbreitungs- und Marktmacht eines renommierten (evangelikalen) Verlages und den Jugendwerken zweier freikirchlicher Bünde im Rücken, und gleichzeitig den Anspruch erheben, Grundfragen des christlichen Glaubens verständlich zu erklären (so der Untertitel), mit einer Reaktion auf das Werk rechnen dürfen und müssen. Ich habe mir Zeit gelassen, mir eine Meinung zu bilden. Hektische Reaktionen sind bei Büchern m. E. nicht angebracht.

Ich finde das Buch, um es sofort zu sagen, sehr problematisch, wobei es durchaus auch gute und sehr gute Artikel enthält. Die Problematik liegt in der einseitigen liberal-theologischen Aufarbeitung von wichtigen christlichen Grundfragen und in der schwammigen und doppeldeutigen Kommunikation, was die Art des Buches und die Herausgeberschaft betrifft und die damit verbundenen Irritationen.

Ich entfalte in der angehängten pdf-Datei folgende Punkte:

  1. Das Buch kann als Glaubenslehre verstanden werden, muss es aber nicht
  2. Das Buch erweckt sehr den Anschein, ein offizielles Werk der Bünde zu sein
  3. Das Buch wird von Teilen der evangelikalen Szene massiv kritisiert
  4. Artikel im Buch mit Aussagen, die ich für problematisch halte
  5. Artikel im Buch mit Aussagen, die ich für sehr problematisch halte
  6. Fazit
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BEFG Kirche/Gemeinde Rezensionen

Rezension: Der Wandel des Familienbildes

Hemmen, S., Löding, G., Lohan, D. u. a. 2020. Der Wandel des Familienbildes. Eine Orientierungshilfe für das gemeinsame Gespräch. Forum Familie im Fachbereich Familie und Generation. Wustermark: Edition BEFG Band 6.

Die Edition BEFG ist eine Schriftenreihe, die im Rahmen des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden herausgegeben wird. Band 6 wurde im Forum Familie im Fachbereich Familie und Generationen geplant und erarbeitet. Es ist eine selbständige Publikation dieses Fachbereiches.

Ich bin selbst Mitglied in einer Gemeinde dieses Bundes, der konfessionell aus Gemeinden baptistischer und brüdergemeindlicher Tradition besteht. Ich bin gewähltes Mitglied des Präsidiums dieses Bundes. Der BEFG ist ein vielfältiger und demokratischer Gemeindebund, der nicht von oben bischöflich genormt wird. Jede Gemeinde ist selbständig. Dies lässt eine breite und bunte theologische Meinungsvielfalt zu – von eher liberaler bis zu konservativer Ausrichtung der jeweiligen Ortsgemeinde. Das ist nicht immer leicht, weil die Ansichten manchmal weit auseinanderliegen oder sich konträr gegenüberstehen. So entstehen Spannungen, die es für alle auszuhalten gilt, die Rahmen unseres Gemeindebundes aktiv sind.

Diese Spannungen erlebe ich u. a. bei der Publikation „Der Wandel des Familienbildes“. Das Heft hat das Anliegen, veränderte Familienrollen zu beschreiben und christlichen Gemeinden eine Hilfestellung zu geben, wie Gemeindearbeit familienfreundlich und kreativ gestaltet werden kann. Die Autoren betrachten das Thema aus „theologischer, soziologischer, diakonischer, religionspädagogischer und gesellschaftspolitischer Sicht“, wie es auf dem Cover heißt. Dazu gibt es zwölf kurze Beiträge verschiedener Autorinnen und Autoren, die im BEFG und im Forum Familie aktiv sind.

Gelungen finde ich die Beiträge zur Analyse der kulturell-gesellschaftlichen Situation (Löding:30f; Teubert:41f), die Beschreibung des historischen Wandels der Familienformen (Reinhardt:58f) und die Ansätze, wie wir als Gemeinden darauf reagieren (Hemmen:34f, Löding:71f) und wie dies auch familienpolitisches Engagement bedeuten sollte (Schneider:46f).

Ebenso gelungen finde ich den Praxisteil, der Gemeinden Anregungen gibt, ihre Familienarbeit zu gestalten. Vorgestellt werden eine Generationsgottesdienstreihe (:73f), Winterspielplätze (:79), das im Rahmen von fresh X entstandene Konzept „Kirche Kunterbunt“ (international als „Messy Church“ bekannt) (:83) und christliche Kindertagesstätten und Familienzentren (:89).

Meine Schwierigkeiten habe ich bei den zwei einleitenden theologischen Artikeln zum Thema Familie. Gerade dem Artikel von Werner „Biblische Aspekte zum Thema Familie“ (:12) kann ich inhaltlich nur wenig zustimmen und möchte ihm hier auch an einigen Punkten direkt widersprechen. Aus meiner Sicht fragmentiert Werner in diesem Artikel die Bibel und wird damit ihrem Kanon nicht gerecht. Er scheint biblische Geschichten und Berichte über Menschen mit Lehrtexten gleichzusetzen und beachtet m. E. heilsgeschichtliche Zusammenhänge nicht, die ich für die Auslegung der Bibel als wichtig erachte. Er meint, wie Löding es schon im Vorwort erwähnt, dass es ein ‚Leitbild Familie‘ in Bezug auf die Formen des Zusammenlebens in der Bibel nicht gäbe (Löding:10; Werner:17f). Das sehe ich nicht so. Die Schöpfungsgeschichte der Genesis, das Plädoyer Jesu für die Ehe, die Haustafeln von Paulus im Epheser- und Kolosserbrief geben sehr wohl ein Leitbild für Familie vor und sind mitnichten nicht ein „pragmatischer Rückschritt“ (:17). Hier wird vom unkritischen Bibelleser auch nichts hineingelesen, wie Werner meint (:12). Auch seinem Plädoyer für die Selbstbestimmung des Menschen möchte ich mich nicht anschließen. Natürlich darf jeder Mensch selbstbestimmt leben – wenn das überhaupt geht – aber nach meiner biblischen Erkenntnis braucht der Mensch Erlösung, um ein gottgemäßes (geheiligtes) Leben zu leben, dass seinem durch Jesus gewirktem heiligen Status entspricht. Dazu gehört die Liebe zu Jesus, die sich u. a. im Halten seiner Gebote ausdrückt.

Der Artikel von Lohan mit (:13) betont den Wunsch und die Aufgabe zur christlichen Erziehung durch christliche Eltern und Gemeinden und gibt wertvolle Hinweise dazu. Hier stört mich aber, dass Lohan steil behauptet, die Bibel gäbe keine Erziehungstipps, wie Eltern ihre Kinder erziehen sollten (:22). Sie wäre auch kein Leitfaden oder Ratgeber für christliche Erziehung oder Rollenbilder (:25). Nein? Natürlich ist die Bibel das in erster Linie nicht, aber selbstverständlich gibt es Erziehungstipps, z. B. in den Sprüchen (z. B. 22,6) oder in den Büchern Mose (z. B. 2Mo 12,26; 5Mo 6,6f). Einige der im AT vorgeschlagenen Erziehungsmethoden sind in unserer Gesellschaft sogar verboten (Schläge) und müssen von ihrem ursprünglichen Sinn her interpretiert werden.

Mein Fazit: Eine Publikation zu einem wichtigen Thema, mit guten Analysen zur gesellschaftlichen, kulturellen und gemeindlichen Situation und mit wertvollen Tipps für die Gemeindepraxis (für die Nach-Corona-Zeit), die aus meiner Sicht theologisch leider mit sehr einseitigen Aussagen zum biblischen Familienbild aufwartet. Hier hätte ich mir zumindest noch einen anderen theologischen Beitrag als Gegengewicht gewünscht.