Kategorien
Jugendarbeit Kirche/Gemeinde Leitung Rezensionen

Rezension: Leiten lernen – Ein Trainingsprogramm für (junge) Leiter

Leiten lernen, Doug FieldsFields, Doug, Leiten lernen – Ein Trainingsprogramm für (junge) Leiter, pulsmedien 2008
4 von 5 Punkten

leiten lernen – so heißt das (neue) Buch von Doug Fields und Katie Edwards. Doug Fields ist Schreiber der Bücher „Jugendarbeit mit Vision“ und „Abenteuer Jugendarbeit“. Daher waren meine Erwartungen bei der Bestellung des Buches sehr hoch. Im ersten Moment war ich etwas enttäuscht. Der Titel führt nämlich in die Irre. Es geht nicht – und so dachte ich erst – um das Thema Leitung im Sinne von Führung oder der Begabung zum Leiten. Dafür geht es darum, wie man als Team eine Jugendarbeit leitet. Und damit war ich wieder versöhnt.

Ein Großteil von Jugendarbeit besteht darin, es anderen Mitarbeitern zu ermöglichen, gute Arbeit zu machen. So die einleitende These, die Doug Fields dazu bewogen hat, Material für die Schulung von Mitarbeitern zu entwerfen. Und das ist ihm gelungen.
Es gibt 52 Lektionen, die in 12 Themengebiete eingeteilt sind. Man kann sie – am besten als ganzes Team – nacheinander oder durcheinander, thematisch sortiert oder querbeet, also völlig flexibel durchnehmen. Im besten Fall pro Woche eine Einheit, dann hat man was für ein Jahr. Alternativ pro Monat eine Einheit, dann hat man was für über 4 Jahre.
So bekommt man als Team Inspiration für die Jugendarbeit. Jedes Thema besteht aus zwei DIN A4 Seiten, ist also locker zu schaffen, was für ehrenamtliche Mitarbeiter ein echter Vorteil ist.

Es gibt einen Praxisbericht, einen Trainingstipp, einen Bibelvers zum Thema, eine Zusammenfassung und Tipps zum Ausprobieren.
Dazu gibt es eine CD, mit PDF-Sheets, sodass man alles auch per Mail verschicken kann. Sehr hilfreich.
Es gibt auch vorgefertigte E-Mails, mit denen man seine Mitarbeiter ermutigen kann. Das finde ich ein bisschen merkwürdig und entspricht nicht meinem Stil. Da würde ich lieber nicht was Vorgefertigtes verschicken.

Ich empfehle es Mitarbeiterteams, weil man so eine Lektion einfach mal als ein Punkt in der Besprechung durchnehmen kann. So wird man immer inspiriert.

09.10._Fields_leiten lernen

Kategorien
Jugendarbeit Kirche/Gemeinde Leitung Rezensionen

Rezension: Abenteuer Jugendarbeit

Abenteuer Jugendarbeit, Doug FieldsFields, Doug, Abenteuer Jugendarbeit – Basics für (junge) Leiter, pulsmedien 2006
4,5 von 5 Punkten

Ich bewertete mal dieses Buch so hoch, weil es so wenig gute Bücher über Jugendarbeit in deutscher Sprache gibt. Doug Fields Bücher wurden zum Glück ins Deutsche übersetzt. Sein erstes Buch ist Bestseller und Standardwerk für jeden Mitarbeiter: Jugendarbeit mit Vision.

Hier ist nun sein zweites Buch aus dem Jahre 2006, was ich aber jetzt (2009) erst gelesen habe: Abenteuer Jugendarbeit
Dieses Buch ist sehr amerikanisch geprägt und geht stark von der amerikanischen Situation in der christlichen Jugendarbeit aus. D.h., dass in vielen Gemeinden hauptberufliche Jugendmitarbeiter angestellt werden (und wohl auch sehr schnell wechseln oder wechseln müssen). In Deutschland geht der Trend zwar auch dahin, aber in unserer Szene gibt es deutlich mehr ehrenamtliche Jugendleiterteams.
Dennoch ist dieses Buch sehr empfehlenswert für jeden christlichen Jugendmitarbeiter (jede christliche Jugendmitarbeiterin). Für Leute, die berufliche Jugendarbeit machen, sowieso. Ich würde es auf jeden Fall lesen, bevor ich beruflich als Jugendreferent irgendwo beginne (sehr hilfreich da Kapitel 12).

Doug Fields schreibt persönlich von seinen Erfahrungen. Manchmal wirkt das Persönliche etwas aufgesetzt, aber letztlich nehme ich es ihm ab. Man spürt ihm das Anliegen für Jugendarbeit ab und ich bin dankbar, dass er seine Erfahrungen aufgeschrieben hat und allen zugänglich macht.

Für besonders wichtig halte ich folgende Kapitel:
4: Was wollen Jugendliche? – dass man Zeit mit ihnen verbringt
5: Freunde oder Feinde – Wie man familienfreundlich arbeitet und die Eltern der Jugendlichen mit im Blick hat. Ein sehr gutes und wichtiges Thema, was mir bis jetzt viel zu wenig beachtet wurde.
9: Jugendliche & Verantwortung – wie du in neue Leiter investiert und warum das wichtig ist

Persönlich wichtig für jeden Mitarbeiter ist Kapitel 3: Wie bleibe ich geistlich fit? – Hier geht es um meine Beziehungspflege zu Jesus.

Alles in allem ein sehr wichtiges Buch zu einem guten Preis (12,95). Interaktiv kann es beim Lesen auch werden.

09.05._Fields_Abenteuer Jugendarbeit

Kategorien
Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Rezension: 30 Minuten für erfolgreiches Mentoring

Junk, Ann, 30 Minuten für erfolgreiches Mentoring, Gabal 42004
3 von 5 Punkten

Mentoring ist eine ehrenvolle Aufgabe. Für jeden Leiter. Es geht darum, sein Wissen an die nächste Generation von Mitarbeitern weiterzugeben. Wie das geht und wie man das machen kann, erklärt Ann Junk in ihrem kleinen Buch.
Klar, das kommt aus der Wirtschaft, aber einiges kann man auch für die Jugend- und Gemeindearbeit herunterbrechen.

In sechs Kapiteln wird bei einer Lesezeit von 30min erklärt, wie man Mentor wird:

1. Die Bedeutung Mentor zu sein
2. Mein Mentee
3. Mentorschaft ganz praktisch
4. Die gemeinsame Arbeit zwischen Mentor und Mentee
5. Lernen, Reifung und Krisen
6. Blick zurück: Gesamtbewertung

Wer ein Einstieg in das Thema sucht, ist mit dem Buch gut beraten. Praktische Tipps, wie man eine Mentorenbeziehung leben kann, gibt es reichlich. Besonders interessant sind die Ausführungen zu den Entwicklungsphasen von Menschen auf S. 46f.

10.04._Junk_30 Minuten für erfolgreiches Mentoring

Kategorien
Jugendarbeit Kirche/Gemeinde Leitung Rezensionen

Rezension: Neun Eigenschaften eines Jugendmitarbeiters

Neun Eigenschaften eines JugendmitarbeitersYaconelli, Mike, Focus on You(th) – die neun Eigenschaften eines Jugendmitarbeiters, Hänssler 2005

4 von 5 Punkten // 170 Seiten / ca. 2€

Der Titel und das Cover sind etwas merkwürdig. Die Ausführungen stark von der evangelikalen Szene in den USA geprägt. Der Stil von Mike Yaconeli ist manchmal sehr pointiert und spitz. Das gefällt nicht jedem und man muss es in die deutsche Situation übertragen. Aber der Inhalt hat es in sich.

Mike Yaconelli (1942-2003) erörtert neun Eigenschaften eines Jugendmitarbeiters. Denn der ist ja das Wichtigste in einer Jugendarbeit.
Mir gefällt, dass er als Fundament der Jugendarbeit die Bibel bezeichnet, direkt vorne weg. „…und Gott sei denen gnädig, die diese Erwartung „ersticken“, indem sie sie Bibel langweilig machen.“ (S.15)
Aussagen wie: „Es ist noch nie leicht gewesen, Jesus nachzufolgen, und das müssen wir unseren Kids sagen. Wenn wir sie und die Wahrheit zu sehr in Watte packen, reden wir ihnen ein, dass ein Leben mit Jesus einfach ist.“ (S.30), fordern heraus.
Das Kapitel 4: Draufgänger gesucht, ist besonders herausfordernd: „Mutige Jugendarbeit … ist wie eine Explosion. Manchmal machen wir Fehler, und oft missverstehen die Leute uns. Aber diese Explosion ist die Chance und der Ort für echt kreative Arbeit.“ (S.59)
Die Ausführungen über Demut (88-89) treffen und korrigieren mich. Der Satz: „Etwas ist besser als nichts.“, beruhigt mich (95).
Am Ende wird das Buch schwächer. Aber die Ausführungen über den geheimnisvollen Gott in Kapitel 9 und über den Plan Gottes mit uns, sind wieder klasse (S.150).

Alles in allem ein Buch, dass man als hauptberuflicher und ehrenamtlicher Jugendleiter lesen muss. Es ist eines der wenigen Bücher über christliche Jugendarbeit in Deutsch. Und scheinbar ist es ein Auslaufmodell, denn es ist zurzeit für einen super Preis zu haben.

09.01._Yaconelli_Focus on You_th_

Kategorien
Kirche/Gemeinde Leitung Rezensionen

Rezension: Vier Führungsprinzipien der Bibel

Kessler, Volker, Vier Führungsprinzipien der Bibel – Dienst, Macht, Verantwortung, Vergebung, Gießen/Basel: Brunnen Verlag 2012
4 von 5 Punkten / 89 Seiten / € 9,99

Ein kleines, kompaktes und sehr feines Buch über Leitung. Volker Kessler, Leiter der Akademie christlicher Führungskräfte, schreibt ein Kompendium über Führung und erläutert die vier biblischen Führungsprinzipien: Dienst, Macht, Verantwortung und Vergebung. Dabei geht es Kessler mehr um den Charakter der Führungsperson, als um praktische Handlungsanweisungen.

Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt.
Das 1. Kapitel: Führen als Christ: Das Doppelgebot der Liebe, dient als Einleitung und legt die Grundlage. Das Doppelgebot aus dem Markusevangelium, Kapitel 12, Verse 29-31, gilt für alle Menschen und für Führungskräfte „… ganz besonders, weil Führungskräfte immer auch Vorbildfunktion haben.“ (:7) Ein Führer ist für Kessler jemand, dem anderen folgen, egal ob er viel oder wenig formale Macht hat oder ob er Lehrer, Redner oder Autor mit >geistiger Macht< ist. Unter einer christlichen Führungskraft versteht Kessler jemanden, der Christus bewusst nachfolgt, egal wo er führt. Aber: „Nur der sollte Menschen führen, der sie auch liebt.“ (:8) Dabei gilt die Regel, die Benedikt von Nursia für den Abt aufstellte: „Er hasse die Fehler, er liebe den Täter.“ (:8) Diese Liebe kommt aus der Tatsache, dass Christus uns zuerst geliebt hat. Von dieser Liebe her gilt es nun dienend, mit weisem Machteinsatz, verantwortlich und aus der Vergebung heraus Menschen zu führen.

Das 2. Kapitel: Führen als Dienst, beginnt Kessler mit dem Satz: „Dienende Führung ist das Leitbild christlicher Führung überhaupt.“ (:13) Er verweist auf die Aussage Jesu in Markus 10,42-25. Damit wird die Hierarchie-Pyramide auf den Kopf gestellt. Es müssen aber lt. Kessler erst drei Missverständnisse geklärt werden: „die anderen dienen, ich führe“ / „ich diene und lasse die anderen führen“ / „ich diene und mache alles für andere“. Dienende Führung ist ein Paradoxon. Ein Führer will dienen und möchte, dass die zu führenden Menschen in ihrer Persönlichkeit wachsen. Deshalb möchte eine Führungskraft „… einem Ziel, einer Aufgabe, einer Organisation dienen. Dieser Dienst führt sie zu der Erkenntnis, dass es für die gemeinsame Aufgabe gut ist, wenn sie Verantwortung in der Leitung übernimmt.“ (:20) Kessler verweist hier auf die biblische Gabe der kybernesis (Steuerung – 1Kor 12,28). Sie hilft anderen Gabenträgern ihre Gaben einzusetzen. „Ein Leiter, der in erster Linie Diener ist, ist das Gegenteil von jemandem, der in erster Linie leiten will.“ (:20) Deshalb nehmen dienende Führungskräfte ihr Ego zurück, um andere in den Mittelpunkt zu stellen. „Für dienende Leiter steht der Dienst, der Auftrag im Vordergrund, nicht ihre Position.“ (:22). Dazu gehören die Annahme der Menschen und das Führen in die Selbstverantwortung. Folglich folgen die Menschen freiwillig, weil der Führer eine personale Autorität hat. Wichtig ist die Fähigkeit sich selbst zu führen, Kritik einordnen zu können und gut zuzuhören. Er schließt u.a. mit den Sätzen: „Eine gute christliche Führungskraft dient erstens Gott, zweitens ihrer Organisation und drittens den Menschen innerhalb dieser Organisation. Im Normalfall passen diese drei Dienste zusammen. Im Konfliktfall ist allerdings eine Führungskraft zuerst Gott gegenüber verpflichtet, dann dem Auftrag, zu dem sie berufen wurden, und dann den Mitarbeitern, die ihr helfen sollen, diesen Auftrag zu erfüllen.“ (:27)

In Kapitel 3: Führen mit Macht, stellt Kessler zunächst klar: „Führen ohne Macht geht gar nicht.“ (:29). Er zeigt verschiedene Definition von Macht aus (u.a.“Macht ist Durchsetzungsmöglichkeit“). Aus theologischer Sicht wird Macht von Gott an die Menschen verliehen und beinhaltet daher Verantwortung gegenüber dem Geber der Macht. Vollmacht und Macht gehören für ihn zusammen. Macht kann missbraucht werden und es kann auf Macht verzichtet werden, was ebenfalls unmoralisch sein kann (Machtvakuum). „Ohne Macht kann ich meinem Nächsten gar nicht helfen.“ (:36) „Macht darf niemals Ziel an sich sein, sondern immer nur Mittel.“ (:36) „Ein Machteinsatz ist dann legitim, wenn er entweder Gutes bewirkt oder Böses verhindert.“ (:37) Informelle Macht ist riskant, weil sie nicht verantwortet werden muss. Weiter macht Kessler deutlich, dass Macht ein sozialer Prozess ist. Führung und Unterordnung wird zugelassen. Er zeigt ausführlich die verschiedenen Machtbasen auf (Macht durch Legitimation, Sanktionsmacht, durch Information, durch Identifikation) und sieht einen Trend weg von der hierarchisch organisierten Macht, hin zur personalen Macht (Wissen, Vertrauen, Charisma). Er geht weiter auf die interkulturelle Sicht von Macht ein, weil der Gebrauch von Macht in erster Linie von der jeweiligen Kultur abhängt. Schließlich stellt er sechs ethische Leitlinien zum Umgang mit Macht auf.

Kessler geht in Kapitel 4: Verantwortlich führen, auf die Verantwortung eines Leiters ein. Da ist zunächst die Verantwortung vor jemanden. „Eben weil sich der Mächtige verantworten muss, wird sein Machtgebrauch zum Dienst.“ (:53) Im biblischen Sinne geht es um eine doppelte Verantwortung: „Man ist vor jemandem verantwortlich, um man ist für etwas verantwortlich.“ (:54) Kessler verweist an dieser Stelle auf die Präambel des deutschen Grundgesetzes „vor Gott und den Menschen“. Für diese Verantwortung braucht es aber ein Bewusstsein. „Wer das Wesen der Verantwortlichkeit verstanden hat, der hat das Wesen des Menschen verstanden.“ (:58) Damit ist der Mensch auch immer für die Konsequenzen seiner Entscheidungen verantwortlich. Kessler geht weiter auf das Problem der Reichweite der Verantwortlichkeit ein. „Die Herausforderung der modernen Welt liegt darin, die Grenzen der eigenen Verantwortung zu definieren.“ (:61) Hier ist es für ihn entscheidend zuerst „seinen Nächsten“ im Blick zu haben.

Schließlich lebt ein Leiter aus der Vergebung heraus, was im Kapitel 5: Führen aus und mit Vergebung, deutlich wird. „Das Leben als Christ ist geprägt von Vergebung. Das ist tröstlich für Führungskräfte: >Vergebung ist der Kern der Beziehung einer Führungskraft zu Gott< (Wright 2003:276). Nicht die Moral macht aus einer Führungskraft eine christliche Führungskraft, sondern die Christusbeziehung.“ (:65) Das Wissen um Vergebung ist gerade in Bezug auf (schwierige) zu treffende Entscheidungen wichtig. „Verantwortung übernehmen und Vergebung erfahren, sind oft zwei Seiten der gleichen Medaille.“ (:66) Kessler plädiert für eine Fehlerkultur. In Bezug auf Vergebung kann es aber auch sein, dass man dem „Menschen“ vergibt und sich trotzdem vom „Mitarbeiter“ einer Organisation trennen muss, zum Schutz der Gemeinschaft. Als Fazit schreibt er: „Verantwortung und Vergebung sind miteinander verbunden: Verantwortung wird meist nur da übernommen, wo Vergebung möglich ist.“ (:75)

Abschließend in Kapitel 6, macht Kessler noch einmal Mut zum Führen. „Eine Organisation, eine Gesellschaft krankt, wenn nur die Falschen bereit sind zu führen.“ (:77). Wer aber das Wissen um Dienst, Macht, Verantwortung und Vergebung hat, der soll die Führung übernehmen. „Nimm den Führungsstab, dem man Dir reicht, in die Hand.“ (:77)

Kesslers Ausführungen sind sehr dicht und sehr wichtig. Gerade die kompakte Zusammenschau aller vier Bereiche macht dieses Buch über Führung so wertvoll. Für mich wird hier deutlich, dass Gefahr von Führungskräften immer dann ausgeht, wenn sie einseitig werden. Ebenso entsteht die Gefahr für die Geführten, wenn sie ihre Führungskräfte einseitig begrenzen. Mich persönlich haben die Kapitel über Dienst, über Macht und über Vergebung am meisten angesprochen.

Ich wünsche mir, dass viele führungsbegabte Christen dieses Buch lesen und sich verantwortlich in unsere Gesellschaft einbringen. Denn mit einer dienenden Führungseinstellung wird verantwortlich mit Macht umgegangen und dann ist auch Vergebung möglich. Das brauchen wir.

12.09._Kessler_Vier_Führungsprinzipien