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75 Jahre BEFG – Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden)

BEFG-logoIm Jahr 1941, vor 75 Jahren, wurde der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden gegründet. Alles Wissenswerte zum BEFG gibt es bei wikipedia oder auf der Seite des BEFG. Drei evangelische, freikirchliche Konfessionsströme befanden sich anfangs in diesem Gemeindebund. Heute sind noch der baptistische Strom und der brüdergemeindliche Strom (ca. 10 % der Gemeinden) vorhanden und zu erkennen. Darüber hinaus gibt es auch etliche Gemeinden, die sich als „Evangelisch-Freikirchlich“ verstehen und auf die ursprüngliche Konfessionsbezeichnung entweder gar nicht oder erst in der geschichtlichen Betrachtung verweisen oder erst danach gegründet wurden. Einige Gemeinden davon sind auch Zusammenschlüsse von örtlichen baptistischen und brüdergemeindlichen Gemeinden. Ich schätze ihren Anteil auf ca. 15%. Zusammen bilden sie die größte Freikirche Deutschlands.

Auf der Bundesratstagung des BEFG im Mai wurde das Jubiläum gewürdigt. Die Beiträge und der Bericht dazu sind mittlerweile veröffentlicht. Ich empfand diese Veranstaltung als etwas nüchtern, mit vielen historischen und grundsätzlichen Beiträgen, die für sich genommen alle interessant waren. Besonders der Vortrag von Prof. Swarat zur Einheit der Christen war für mich inspirierend. Allerdings hätte ich mir stärker noch eine Art geistliches „Fest“ gewünscht. Schließlich ist das Zusammengehen von Konfessionen – auch wenn es besondere Umstände waren (u.a. der gefühlte Druck des NS-Regimes) – etwas ganz besonderes. Da hätte man auch mal einen Sektempfang geben können und mit einer Anbetungszeit, z.B. aus dem Liedgut der verschiedenen Ströme, den Abend krönen können.

Ich war an dem Abend Teil eines kurzen Podiumsgespräches über das Verhältnis zwischen Baptisten- und Brüdergemeinden im Bund. Das ist jetzt nicht mein erstes Lebensthema, aber irgendwie bin ich mein bisheriges Leben zwischen diesen beiden Konfessionsströmen in „meinem“ Bund aufgewachsen. Und da ich gerade drei Wochen Urlaub hatte, hat man ja auch mal Zeit für Hobbies;-)
Das Verhältnis beider Konfessionsströme ist aber nicht immer einfach. Man ist in einer Beziehung, aber es ist kompliziert. Woran liegt das?
Ich gebe hier meine Sicht der Dinge wieder, sozusagen als individuellen Beitrag zum Zusammenwachsen. Und vieles davon hätte ich gerne noch an dem Abend gesagt, aber dafür war logischerweise keine Zeit. Gut, dass es Blogs gibt. Grundsätzlich bin ich ein Teil des BEFG und ich betrachte mich als „Evangelisch-Freikirchlich“. Ich denke, dass ich mich in beiden Konfessionströmen einigermaßen gut auskenne.

Was die beiden Konfessionsströme im BEFG verbindet:

  • Jesus Christus, unser Herr. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe!
  • In der Theologie verbindet das Ortsgemeindeverständnis, das Bibelverständnis, das Taufverständnis (wenn auch etliche Brüdergemeinden Menschen in Ausnahmefällen aufnehmen, die ihr Kindertaufe als „ihre“ Taufe erkennen), das Abendmahlsverständnis und das Verständnis vom Priestertum aller Gläubigen. Natürlich gibt es auch nuancielle Abweichungen.
  • Es verbindet die gemeinsame 75-jährige Geschichte.
  • Es verbindet der gemeinsame Status als Körperschaft des öffentlichen Rechtes (K.d.ö.R.).

Was unterscheidet die beiden Konfessionsströme:

  • Die unterschiedliche Konfessionsgeschichte, also die Entstehung und damit viele Nuancen im Bereich des Gemeindeverständnisses und dadurch begründend ein unterschiedliches Notwendigkeitsverständnis von Organisation. Während Baptisten einer strukturellen Vernetzung eher positiv gegenüberstehen, sind Brüder eher verhalten. Das drückt sich z.B. am Besuch von Brüdergemeinden auf dem Bundesrat aus. Damit geht ein unterschiedliches Identitätsverständnis einher, dass in den Baptistengemeinden stärker ausgeprägt ist, weil man sich bewußt als Bapitsten gegründet hat, während die Brüder zunächst gar keine Konfession bilden wollten.
  • Die weltweiten Konfessionsfamilien: Es gibt eine weltweite baptistische Bewegung und genauso gibt es eine weltweite Brüderbewegung. Innerhalb von Deutschland gibt es sogar noch eine größere Gruppe der Brüder, die als „freie Brüdergruppe“ organisiert sind. Bei den Baptisten sind die weltweiten Verbände stark vernetzt und im regen Austausch. Das ist eine Stärke bei z.B. gegenseitiger Unterstützung bei Katastrophen. Bei den Brüdern gibt es eher lose Strukturen, über vorwiegend theologische Tagungen oder Konferenzen, wie die IBCM oder Dubuque.
  • Durch die  Organisationsform auf zweiter Ebene: In der Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden, die wie ein Netzwerk arbeitet, ist der brüdergemeindliche Strom deutschlandweit organisiert, während der baptistische Strom und der evangelisch-freikirchliche Strom in den Landesverbänden organisiert sind. Einige AGB-Gemeinden arbeiten auch in den Landesverbänden mit. Dies führt zu einer Reihe weitere Parallelen. Die wichtigsten habe ich hier aufgeführt:
    • Die Jugendarbeit: Die Baptisten organisieren ihre Kinder- und Jugendarbeit über die GJW’s. Die Brüder über das Jugendforum Wiedenest. Das drückt sich ganz deutlich in den Jugendliederbüchern und in den Events (Pfjijuko, BUJU) aus.
    • Der BEFG hat einen neuen Schwerpunkt in der Gemeindegründung. Die AGB hat diesen Schwerpunkt schon länger.
    • Evangelistische Konzepte: Die Baptisten greifen auf den Dienstbereich Mission des Bundes zu, während die AGB einen eigenen Arbeitsbereich dafür hat.
    • Zeitschriften: Auch wenn sich „Die Gemeinde“ als Zeitschrift des Bundes versteht, hat sie einen baptistischen Schwerpunkt, was ja auch der Realität des Bundes entspricht. Die Brüder haben noch eine eigene Publikation „Die Perspektive“, zusammen mit den freien Brüdern.
  • Das Verständnis der hauptberuflichen Mitarbeiter: In der Baptistengemeinde ist der Pastor eine anerkannte Leitungsfigur mit Autorität. In Brüdergemeinden ist der Pastor oder vielmehr der Pastoralreferent eher einer unter vielen im Leitungsgremium.
  • Die Einheitlichkeit: Der Baptismus ist größer und damit vielfältiger. Die Brüder sind kleiner und treten einheitlicher auf. Theologisch eher konservativer.
  • Die Ausbildungsstelle: Für viele Brüdergemeinden ist die Biblisch-Theologische Akademie Wiedenest aufgrund der konfessionellen Verbundenheit und der Geschichte die erste Ausbildungsstelle für hautberufliche Mitarbeiter. Für die Baptisten ist es in erster Linie die Theologische Hochschule Elstal.
  • Die Organisation der Weltmission: Während die Baptisten ihre Missionare über die EBM aussenden, senden die meisten Brüder über Weltweite Mission Wiedenest aus.

Das alles sind generelle Aussagen, die nicht mit der Situation einzelner Gemeinden vor Ort übereinstimmen müssen, also davon abweichen können. Mir scheinen die Kontakte vor Ort zwischen den Gemeinden sehr gut, entweder durch direkten Austausch oder über die örtlichen Allianzen.

Ob man das oben Beschriebene schön, wünschenswert oder ideal empfindet ist für das weitere Verhältnis natürlich entscheidend. Ist man damit zufrieden, kann man sich freuen. Ist man damit unzufrieden kann man es ändern. Wichtig ist aber: es ist faktisch so, wenn man meiner Analyse in Grundsätzen zustimmt. Der BEFG ist bunt (Jahresthema 2015 + 2016) und dazu gehört auch die Buntheit, die durch zwei Konfessionsströme entsteht.

Ich meine, es wird Zeit diese Fakten anzuerkennen und von da aus immer wieder neu das Verbindende zu suchen und wieder stärker zu vernetzen. Das ist natürlich im Laufe der 75 Jahre mal mehr oder weniger gut gelungen. Z.B. empfinde ich die Sonderstellung der AGB als passend, weil sie einfach die Bedürfnisse einer Konfessionsfamilie berücksichtigt. Als unpassend empfinde ich, dass viele Brüdergemeinden keine Abgeordneten zur Bundeskonferenz senden. Das ist ein Wermutstropen für jeden, der den Bund als Gemeinschaft der Ortsgemeinden ansieht und nicht so sehr als konfessionelle Kirche. Abgesehen davon wird dort mitbestimmt.
Auf der anderen Seite empfinde ich den brüdergemeindlichen Beitrag im BEFG als manchmal nicht genug gewürdigt oder er wird von „baptistischer Seite“ gefühlt als Konkurrenz empfunden (ich formuliere hier pauschal).

Was ich mir für die Zukunft wünsche – neben dem, was schon besteht:

  • Ich wünsche mir, dass man den Status quo genau analysiert und von da aus aufeinander zugeht und nach vorne blickt. Ich würde mir wünschen, dass man dabei weiter die unterschiedlichen Bedürfnisse, aufgrund der unterschiedlichen Erkenntnisse von beiden Seiten anerkennt und aufeinander zugeht.
  • Das bedeutet, dass man die vorhandenen Parallelstrukturen vernetzt. Es geht nicht unbedingt um Abbau. „Konkurrenz“ belebt auch im Bund das Geschäft und reizt gegenseitig zu guten Werken an. Fast immer erreichen zwei ähnliche Anbieter mehr Menschen als nur ein Angebot für Alle. Konkret schlage ich vor:
    • Die Geschäftsführung der AGB muss mit der GF des gesamten BEFG stärker vernetzt werden. Evtl. sollte der Geschäftsführer der AGB als beratendes Mitglied in der GF des Bundes anwesend sein.
    • Die Leiter der Jugendarbeiten müssen strukturell vernetzt werden und mehrmals im Jahr auf Bundesebene miteinander reden.
    • Die Brüder sollten ihre internationalen Beziehungen mehr auf Bundesebene bekannt machen und von hier aus Impulse einbringen.
    • Wo es möglich ist, sollten die Regionen der AGB mit den Landesverbänden zusammenarbeiten. Dies hängt sicher von der Gemeindedichte vor Ort ab.
  • Dazu ist es m.E. wichtig, dass die Brüder in ihren Gemeinden dafür werben, am Bundesrat teilzunehmen und sich dort einzubringen. Dazu gehört auch, dass sie sich für Ämter auf Bundesebene zur Verfügung stellen und Posten besetzen.
  • Ich wünsche mir, dass der Bund im Gesamtbild weniger „baptistisch“ auftritt und stärker „evangelisch-freikirchlich“. Er soll natürlich nicht die baptistische Identität verschweigen, aber es ist ungünstig, dass die Internetseite offiziell baptisten.de heißt, ebenso wie der Twitter-Account und der Facebook-Auftritt. Diese müsste m.E. offiziell BEFG heißen.

notizenStichworte sind also: Buntheit, Vielfalt, Vernetzung, Einheit, Wille, Zusammenarbeit, Bereicherung, Mitarbeit, Bereitschaft, Gespräch, Analyse.

Ein positives Beispiel der letzten Jahre ist, dass es gelang, das unterschiedliche Verständnis der hauptamtlichen Mitarbeiter zu harmonisieren, indem man eine dritte ordinierte Berufsgruppe geschaffen hat: die der Pastoralreferenten. Es geht also, wenn man will.

Gespannt bin ich auf Kommentare, Meinungen, eigenen Eindrücke oder Vorschläge.

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Artikel: Wie es bei uns läuft

Wie es bei uns läuftVon der Zeitschrift „Die Gemeinde“ bin ich gebeten worden, wie wir als Gemeinde missionarisch unterwegs sind. Hier der Artikel:

Wie es bei uns läuft
„Wie läuft es in Wiedenest?“, werde ich oft gefragt. Ich frage dann zurück: „Meinst du das Dorf, die Gemeinde oder das Forum?“ Seit 1986 ist die Gemeinde nicht mehr auf dem Campus der „Bibelschule“. Sie liegt am anderen Ende vom Ort. Forum und Gemeinde sind seitdem auch räumlich getrennte Organisationen. Wir sind zurzeit ca. 370 Mitglieder und haben drei angestellte Gemeindereferenten. Viele Mitglieder arbeiten im Forum Wiedenest. Wir sammeln uns immer wieder und werden in den Alltag gesandt, um da wo wir sind, Zeugen für Jesus zu sein. Und auch um als Gemeinschaft unseren Ort zu erreichen.
Jesus verspricht uns, dass wir seine Zeugen sein werden (Apg 1,8). Wir sind es in einem weit von Jerusalem entfernten oberbergischen Tal. Dort liegt Bergneustadt mit Dörfern wie Wiedenest oder Pernze. Man nennt es das Dörspetal und es gibt weitere Täler mit Dörfern rechts und links. Es ist eine Kleinstadtsituation – in den Vororten eher eine Dorfsituation – in einem relativ erweckten Gebiet. Hier handeln wir als Gemeinde, bis Jesus wiederkommt (Lk 19,13). Wir versuchen, unsere Talente einzusetzen. Wir geben unser Bestes, was nicht immer das Beste ist, aber es ist das, was wir geben können – mit unseren Ressourcen und in unserem Kontext.
Dabei ist uns Erfolg wichtig. Mit Erfolg meinen wir, dass wir Jahr für Jahr den Auftrag Jesu umsetzen (Mt 28,18-20), die Sendung leben (Joh 20,21) also Salz und Licht sind (Mt 5,13f). Gerne soll die Gemeinde dann wachsen und der zahlenmäßige Erfolg erfolgen. Aber das können wir nur fördern und nicht machen.
Wir befinden uns also gemeinsam auf dem GEH4weg. Wir leben Gemeinschaft (G) und bieten konkrete Hilfen (H). Dazwischen liegt gleich viermal das E. Es steht für das ERREICHEN, Entscheiden, Entwickeln und Entsenden von Menschen und dieser Weg ist unsere gewachsene Jüngerschaftsstrategie.

Wie erreichen wir Menschen mit der guten Nachricht? Wie entscheiden sie sich? Wie entsenden wir Menschen, um die Liebe Christi weiterzugeben? Darüber will ich aus unserer Gemeindepraxis schreiben.

1. Wir sagen die Gute Nachricht kontinuierlich weiter
Wir versuchen kontinuierlich zu handeln. Unser Anspruch ist es, dass Menschen, die Jesus nicht nachfolgen, unsere Predigten verstehen und unsere Gottesdienste nachvollziehen können. Wir investieren in unsere Gruppenarbeiten, die alle offen sind, um interessierte Menschen aufzunehmen. Hier investieren wir vor allen in die Jugendarbeit. Es gibt Gruppenangebote für verschiedene Alters- und Zielgruppen. Innerhalb dieser Gruppen finden auch Events statt, zu denen Leute gezielt eingeladen werden, z.B. unsere Frauenfrühstücke oder Konzerte. Wir laden zweimal im Jahr Menschen ein, am Alpha-Kurs teilzunehmen. Und wir laden auch zweimal ganz gezielt dazu ein, den Taufkurs zu besuchen.

2. Wir veranstalten Events und laden gezielt ein
In der letzten Zeit ist es uns wichtig geworden wieder mehr Events zu machen, um den Gemeindemitgliedern die Möglichkeit zu bieten, Menschen gezielt einzuladen. Daher haben wir dieses Jahr das Fotoevent „Gottes geliebte Menschen“ durchgeführt. Alle zwei Jahre planen wir ein Gemeindefesttag, zu der wir die Nachbarschaft einladen. Weiter bieten wir im Rahmen unseres Gemeindeseminars Veranstaltungen an, die für viele Menschen interessant sind: Erziehungsseminare oder Abende zum Thema Demenz. Im November diesen Jahres bieten wir drei aufeinanderfolgende Abende für Paare unter dem Motto „Ehe – Teamsport oder Kleinkrieg“ an und laden die Bevölkerung und Freunde dazu ein. Auch die Konzertarbeit haben wir wieder entdeckt.

3. Wir engagieren uns sozial und in unserer Stadt
Mit anderen Kirchen, Vereinen und Firmen haben wir das Stadtteilnetzwerk Wiedenest/Pernze gegründet. Dieses Netzwerk lädt einmal im Jahr zum Stadtteilgespräch ein. Von dort aus entstehen Projektgruppen. Wir arbeiten z.B. in der Spielplatzgruppe mit und der Wiedenester Spielplatz erhält jetzt attraktive Spielgeräte. Oder wir kämpfen in der Geschwindigkeitsgruppe für eine vernünftige Geschwindigkeitsbegrenzung an der Schulbushaltestelle. Im Arbeitskreis International werden Flüchtlinge besucht und willkommen geheißen. Ein internationales Sommerfest und eine internationale Weihnachtsfeier gehören mit zum jährlichen Programm. Weiter ist eine gute Kinder- und Jugendarbeit natürlich auch ein soziales Angebot. Denn als Gemeinde sind wir ja Teil der Stadt. Deshalb sind wir auch bei der Sozialstiftung Oberberg engagiert, die in Bergneustadt ein Zentrum mit einer Tafel betreibt.

4. Wir machen gezielt Öffentlichkeitsarbeit
Wir haben uns für eine aktive Öffentlichkeitsarbeit entschieden. Dies bedeutet, dass wir eine aussagekräftige und aktuelle Internetseite haben. Wir betreiben einen Predigtpodcast und eine Facebookseite. Im wieder setzen wir gezielte Pressemitteilungen für Print- und Onlinemedien ab und laden zu Veranstaltungen ein.

5. Wir unterstützen konkrete Gemeindegründung
In den letzten Jahren haben wir gezielt Menschen in die Gemeindegründung ausgesandt. In Olpe fördern wir durch entsendete Mitarbeiter den Neustart einer EFG, in Gelsenkirchen die Neugründung und im asiatischen Raum fördern wir die Gründung einer neuen Gemeinde in Vorderasien.

6. Wir entsenden Menschen in ihren Montag
Unsere Gottesdienste sollen Sammlung zur Sendung sein. Nachfolge findet danach an 24h und sieben Tagen die Woche statt. Deswegen soll der Gottesdienst die Menschen ausrüsten, damit sie auch im Alltag Jesus bezeugen können, da wo sie leben und arbeiten.

Das alles versuchen wir in den letzten Jahren. Wir denken immer wieder über Komm- und Geh-Strukturen unserer Gemeinde nach. Wir merken, dass wir vor allen Dingen „A-Menschen“ (Christen) und „B-Menschen“ (an Religion/Gemeinschaft interessierte Menschen) erreichen aber „C-Menschen“, die ganz anders ticken als wir, erreichen wir kaum. Zurzeit haben wir den Eindruck, wir sollten wieder intensiver für unsere Freunde beten. Wir wollen das Thema Evangelisation immer wieder wach halten und haben dafür ein Diakonat gegründet. Das Unterwegssein läuft bei uns.

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Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Rezension: Die Mitarbeiterrevolution

Hybels, Bill, Die Mitarbeiterrevolution, Begeistert in der Gemeinde mitarbeiten, Asslar: Gerth Medien 2005
3,5 von 5 Punkten / 110 Seiten / 10,95€Hybels, Die Mitarbeiterrevolution

Das Buch stand super lange in meinem Regal. Dann habe ich es 2012 endlich mal gelesen. Und jetzt erst rezensiert.
Der Titel ist etwas zu „großartig“ und das Buch am Anfang zu einseitig. Im ersten Kapitel werden mir ganz normale säkulare Berufe zu stark negiert und der Sinn des Lebens und die Berufung in Gottes Reich zu stark auf die reine Gemeindearbeit gelegt.
Aber danach ist es inspirierend. Billy Hybels legt in diesem Buch seine Gedanken zum Thema „Mitarbeit in der Gemeinde“ dar. In 11 Kapiteln merkt man ihm an, dass er Menschen für die Mitarbeit in der Gemeinde begeistern will. Er versteht jeden Mitarbeiter als Priester.
Und er macht Pastoren und Gemeindeleitern Mut, indem er betont: „Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen, wenn ich Menschen dazu einlade, in unserer Gemeinde mitzuarbeiten. Niemals!“ (:12) Es fordert Leiter heraus, Menschen in die Mitarbeit zu berufen: „Jeder Kirchgänger muss eine Entscheidung treffen. Er kann jeden Sonntag den Wagen auf seinem angestammten Parkplatz abstellen, seinen Sitz in seiner Lieblingsreihe einnehmen, einen guten Gottesdienst genießen, danach noch mit Leuten schwatzen und dann wieder nach Hause fahren. Auf diese Weise macht er eine nette, sichere Sonntagmorgen-Erfahrung. Oder er kann sich mitten ins Abenteuer stürzen, indem er die Ärmel hochkrempelt, sich Gleichgesinnten anschließt und mithilft, Gemeinde zu bauen, so wie Gott ihn berufen hat.“ (: 17)
Im 2. Kapitel betont er den Wert von Mitarbeiterförderung der vorhandenen Mitarbeiter. Ebenso macht er deutlich, was durch Ehrenamtliche geleistet wird: „Ohne den Einsatz unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter würden zahllose Wunden nie geheilt, Münder nicht gefüllt, Trauernde nicht getröstet. Unzählige Becher kühles Wasser würden nicht in Jesu Namen ausgeschenkt und unzählige geistlich Suchende würden nie mit Jesus bekannt gemacht.“ (: 32)
Im 3. Kapitel geht es ihm um eine dienende Einstellung und im 4. Kapitel darum, dass jeder, der gibt auch Empfangender ist. Wer Menschen zum Dienst ermutigt, fördert sie ganzheitlich. „Wir dienen, weil uns gedient wurde und weil wir einem Leiter folgen, der uns echtes Dienen vorlebt.“ (: 54)
Im 5. Kapitel, sicher das zentrale Kapitel im Buch, macht Hybels deutlich, dass jeder Christ ein Priester ist. Es gibt keinen Tempel mehr. Wir allen dienen uns gegenseitig. Leider sind viele Gemeinden aber zum alttestamentlichen Modell zurückgekehrt. Das macht sie schwach. Oft wird der Pastor regelrecht in die Rolle des Priesters geschoben. Hier muss gegensteuert werden. Von der Kanzel aus. Leiter müssen Menschen in die Mitarbeit bringen.
In Kapitel 6 geht es um das Mittendrin-Sein, statt dem Dabei-Sein. Dafür sollen Leute anfangen, einfach zu experimentieren und zu dienen. Hier macht Hybels kritische Anmerkungen zum überzogenen Gaben-Hype und Finde-den-richtigen-Platz-für-dich Hype. Das gefällt mir. „Lassen sich zunächst einmal voll und ganz auf die Vorstellung ein, dass Sie als Nachfolger Jesu auch ein Diener sind.“ (: 67)
Im 7. Kapitel geht es dann um die Fähigkeiten und Neigungen. Hier betont er unter anderem, dass es für bestimmte Typen (risikofreudige Alpha-Typen) schwierig ist, sich in der klassischen evangelikalen Freikirche einzusetzen und dadurch Potential verloren geht.
Zum Dienst gehört die Liebe zum Menschen. Das wird in Kapitel 8 ausgeführt. Aus dieser Liebe entsteht Leidenschaft für bestimmte Personengruppen oder Thematiken. Wenn Gott sie in uns weckt, dürfen wir sie einsetzen.
Leiter müssen Menschen fragen, ob sie mitarbeiten wollen. Das wird in Kapitel 9 ausgeführt. Dabei ist die direkte Ansprache am effektivsten. Natürlich sind aktive Mitarbeiter die beste Werbung für neue Mitarbeiter. Aber ohne eine „Kultur des Fragens“ kommen weniger Leute dazu. Jemand muss die Vision vermitteln, Informationen geben und den Rahmen stecken. Dabei ist auch auf gutes Feedback zu achten. Hier macht er deutlich, wie man Mitarbeiter gewinnt und bindet und gibt Tipps für eine neue Mitarbeiterkultur. Er legt Wert darauf, dass die Leiter die Mitarbeiter (Diener) daran erinnern, dass sie für Gott arbeiten und Gott den Einsatz und jeder Akt des Dienstes notiert und belohnt wird (1Kor 15,58). „Wir sind es unseren Mitarbeitern schuldig, ihnen dies immer wieder vor Augen zu führen.“ (: 111). „Ehrenamtliche Mitarbeiter müssen daran erinnert werden, dass sie nicht verrückt sind, weil sie sich einbringen!“ (: 111).
In Kapitel 10 geht es um Nachhaltigkeit. Dienen ist die Hauptberufung des Lebens. Er nennt zwei Schlüssel zum Durchhalten: Begabung und Leidenschaft, sowie „Dienst im Kontext der Gemeinschaft“. Teams sind wertvoll. Ebenso Erfolge (z.B. Taufgottesdienste), Selbstfürsorge und geistliches Erfülltsein.
Im letzten Kapitel geht es um die Kraft der guten Taten und dass wir uns dazu anreizen sollen.

Insgesamt ein lesenswertes Buch für Pastoren und Gemeindeleiter, um Mitarbeiter besser zu fördern und darüber hinaus für alle, die sich fragen, warum sie eigentlich in Kirche Zeit investieren.

15.03._Hybels_Die Mitarbeiterrevolution_review

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