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Leiter finden!

Medion DIGITAL CAMERAVor einiger Zeit habe ich die Viral-Konferenz aus Kenia über Twitter mitverfolgt. Oscar Murio, Pastor der Nairobi-Chapel, sprach über das Suchen, Finden und Ausbilden neuer Leiter. Ich fand es ganz hilfreich. Es muss natürlich berücksichtigt werden, dass die kenianische Kultur anders ist. Z.B. ist die Bevölkerung wesentlich jünger, der Leiter hat ein wesentliches höheres Ansehen in der Gesellschaft und viel streben nach Leitung. Es wurde ungefähr folgendermaßen getweetet (vom 21.08.2013 – eigene Übersetzung):

Wir haben eigentlich kein Problem mit der Ernte, sondern mit den Mitarbeitern für die Ernte (Mt 9,37.38). Das gilt z.B. auch für die Gemeindegründung. Sie braucht Zeit und muss wachsen.
Also müssen wir zunächst Leiter ausbilden. Jesus investierte erst in die 12 Jünger. Die Ernte kommt später. Oft arbeiten wir viel zu sehr am numerischen Wachstum der Gesamtkirche, als an der Ausbildung von Leitern.
Aber der Erfolg deines Dienstes richtet sich nicht nach den Mitgliederzahlen, sondern nach der Anzahl der Entwicklung und Förderung von Leitern. Und wenn wir mehr Erntearbeiter haben, werden wir auch eine größere Ernte einfahren.

Wie wir Leiter finden können:
1. Bete für Leiter. Bitte Gott um Leiter.
2. Du findest Leiter in den Leuten um dich herum. (Mose)
3. Du findest die Leiter in deiner Organisation.
4. Du findest Leiter, in dem du die Türen öffnest. Viele wollen leiten, sehen aber keine Möglichkeiten. Wenn du keine Türen anbietest, dann gehen sie woanders hin.
5. Du findest Leiter an Bibelschulen – viele wissen nicht, was sie danach machen sollen
6. Du findest Leiter unter Jugendreferenten. Sie werden in Zukunft Gemeinden leiten.
7. Du findest Leiter, indem du Leute suchst, die sich umstellen oder neu aufstellen wollen.
8. Hochschulen und Unis sind voll mit Leitern.
9. Leute, die weg waren und wiederkommen, z.B. auf einem Auslandsjahr
10. Es gibt Leiter, die „schlafen“. Sie müssen aktiviert werden.

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Das Gabencoaching der EFG Wiedenest startet…

gabencoachingWir freuen uns auf das neue Gabencoaching!
Alle Infos in der angehängten Infomappe.

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Rezension: Entdecken sie ihre Stärken jetzt (StrenghtsFinder)

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StrengthsFinder

Buckingham, Marcus / Clifton, Donald O.,
Entdecken sie ihre Stärken jetzt
Frankfurt a.M.: Campus 3. Auflage 2007, 27€
4 von 5 Punkten

Nach meiner Meinung gibt uns Gott natürliche Begabungen und geistliche Begabungen. Er erschuf unsere Persönlichkeit. Das alles gilt es als Gesamtpaket zu entdecken. Dafür kann dieses säkulare Buch eine Hilfe sein. Dabei klingt vieles sehr logisch, muss aber mit der Lebenspraxis abgeglichen werden. Das Buch lässt natürlich auch den Gedanken der geistlichen, übernatürlichen Begabung außen vor.

Dieses Buch soll dabei helfen, seine Stärken zu entdecken. Zum Buch gehört ein detaillierter Online-Test, der auf Millionen geführter Interviews und Erkenntnisse das Gallup Institutes basiert, genannt StrengthsFinder (SF). Es gliedert sich in drei Hauptteile mit insgesamt 7 Unterkapiteln: 1. Die Anatomie einer Stärke  (Starke Leben/Stärken stärken) 2. Entdecken Sie den Ursprung ihrer Stärken (Der StrengthsFinder/Die 34 Talent-Leitmotive des SF) / 3. Stärken umsetzen (Fragen, die sie beschäftigen/Stärken managen/Aufbau eines Unternehmens, das auf Stärken basiert) + Anhang mit Fachbericht über den SF.
Es geht von der Erkenntnis aus, „dass sich Menschen in ihrem Kern weniger verändern lassen, als wir glauben und verschwenden keine Zeit in dem Versucht, etwas herauszuholen, was die Natur in ihnen nicht vorgesehen hat. Stattdessen erkennen sie, was bereits vorhanden ist und holen das hervor.“ (:12). Es weist auch daraufhin, … „wie das Arbeits- und Aufgabengebiet möglichst auf den zu führenden Menschen und seine Stärken ausgerichtet werden sollte, statt zu versuchen den Menschen in fest definierte Stellenbeschreibungen pressen zu wollen.“ (:12). Unternehmen muss lt. dem Buch klar werden, dass die unterschiedlichen Talente der Menschen als Stärken genutzt werden müssen und die gesamte Organisation um die Stärken jeder einzelnen Person herum aufgebaut wird (:16). Die Thesen lauten: „1. Die Talente jedes einzelnen Menschen sind dauerhaft und einzigartig. 2. Der größte Spielraum liegt bei jedem einzelnen Menschen in den Bereichen ihrer oder seiner größten Stärken.“ (:20). Aus über zwei Millionen Interviews wurden daher 34 Talent-Leitmotive erarbeitet. Durch den Test erfährt jeder seine fünf dominierenden Talent-Leitmotive. Wer sie vergeudet, hat „Sonnenuhren im Schatten“ (lt. B. Fanklin:23).

Im 1. Hauptteil in Kapitel 1 „Starke Leben“ erhält man den Rat: „Schauen Sie in Ihr Inneres, versuchen Sie, Ihre stärksten Charakterzüge zu erkennen, verstärken Sie sie durch die Anwendung in der Praxis und stetiges Lernen, und finden Sie dann eine Aufgabe oder, wie er (Anm. Warren Buffet) es tat, arbeiten Sie für sich eine Aufgabe heraus, die diese Stärken jeden Tag nutzt.“ (:30). Stärke wird wie folgt definiert und erklärt (:33f): „Es ist die beständige, beinahe perfekte Leistung in einer Tätigkeit.“ Folglich: „Zunächst müssen Sie, damit eine Tätigkeit eine Stärke sein kann, in der Lage sein, sie beständig zu leisten. Und dies bedeutet, dass dies ein berechenbarer Teil ihre Leistung ist … Und sie müssen aus dieser Tätigkeit auch eine gewisse innere Befriedigung erlangen … Zweitens brauchen Sie nicht in jedem Aspekt ihrer Rolle eine Stärke aufweisen, um sie ausgezeichnet zu tun … Drittens werden Sie sich nur durch die Maximierung Ihrer Stärken hervortun, niemals durch das Fixieren auf Ihre Schwächen.“ Es gilt Wege zu finden, die Schwächen zu umschiffen, um frei zu werden, die Stärken zu stärken. Bei Schwächen muss man Schadensbegrenzung machen, Stärken müssen genutzt werden. Um das zu leisten, schlagen die Autoren drei „revolutionäre Werkzeuge“ vor (:35f).
Es gilt 1. „… zu verstehen, wie Sie Ihre natürlichen Talente von den Dingen unterscheiden, die Sie lernen können … Die Frage ist nicht, ob Sie sich in diesen Tätigkeiten verbessern können oder nicht. Natürlich können sie es … Die Frage ist, ob Sie beständige, beinahe perfekte Leistungen in diesen Tätigkeiten allein durch die Praxis erreichen können … Um eine Stärke in irgendeiner Tätigkeit auszubilden, sind spezielle natürliche Talente erforderlich.“ Demnach sind Talent also natürliche wiederkehrende Denk-, Gefühls- oder Verhaltensmuster. Wissen besteht aus Erlerntem. Können und Fertigkeiten sind Schritte einer Tätigkeit (vgl.:37). „Diese drei Aspekte, Talente, Wissen und Können, ergeben Ihre Stärken.“ Um diese Stärken aufzubauen, gibt es angebrochenes Talent mit Können und Wissen zu vervollkommnen (:37). Dabei sind „… von diesen drei >Rohmaterialien< die Talente die wichtigsten. Ihre Talente sind angeboren …, während Können und Wissen durch Lernen und Praxisanwendung erworben werden können.“ (:37). „Obwohl es gelegentlich möglich ist, eine Stärke aufzubauen, ohne das erforderliche Wissen und Können zu erwerben, ist es niemals möglich, eine Stärke ohne das erforderliche Talent zu besitzen … Deshalb ist der Schlüssel zum Aufbau einer echten Stärke, Ihre dominierenden Talente zu erkennen und sie dann mit Wissen und Können zu verfeinern.“ (:38).
Das 2. Werkzeug (ab 39f) ist „… ein System zur Erkennung Ihrer dominierenden Talente“. Das ist der SF. Das 3. Werkzeug (ab 40f) ist eine „… gemeinsame Sprache zur Beschreibung Ihrer Talente.“ Lt. Verfasser, eine rudimentäre Angelegenheit. Daher kommen sie auf 34 beschreibende Talent-Leitmotive.
In Kapitel 2 „Stärken stärken“ geht es zunächst um Wissen und Können. Dabei wird zwischen sachlichem Wissen und Erfahrung unterschieden. „Können verleiht dem Wissen, das auf Erfahrung beruht, Struktur.“ (:50). Als Talent wird dann bezeichnet, was als nachhaltiges Denk-, Gefühls- oder Verhaltensmuster mit Wissen und Können kombiniert wird, um produktiv eingesetzt zu werden. Die Talente werden vom Gehirn erschaffen und sind daher dauerhaft. Das wird von 55-62 ausführlich und nachvollziehbar erklärt. „Fertigkeiten bestimmen, ob Sie etwas tun können, während Talente etwas viel Wichtigeres offenbaren: wie gut und wie oft Sie es tun.“ (:63). Ohne Talent kann man zwar trainieren, aber das entzieht Energie und ist immer nur Schadensbegrenzung, nicht Entwicklung. Die Autoren raten daher: „Erkennen Sie Ihre stärksten Talente, verfeinern Sie sie mit Können und Wissen, und Sie befinden sich auf dem besten Wege, ein starkes Leben zu führen.“ (:67).

Jetzt folgt der 2. Hauptteil mit der Erklärung zum SF. „Spontane Reaktionen, Sehnsüchte, schnelles Lernen und Befriedigungen werden Ihnen helfen, die Spuren Ihrer Talente zu entdecken.“ (:80). „Ein Talent für sich alleine ist weder gut noch schlecht. Es ist einfach ein nachhaltiges Muster, das entweder zu einer Stärke kultiviert oder außer Acht gelassen werden kann.“ (:84).
Dann werden in Kapitel 4 die 34 Talent-Leitmotive vorgestellt, immer auch mit Beispielen von realen Personen. Solche Talente sind z.B. Analytisch, Autorität, Höchstleistung, Fokus, Gerechtigkeit, Leistungsorientierung, Arrangeur, Vorstellungskraft, Wiederherstellung … klingt alles „exotisch“, wird aber ausführlich erklärt.
In Kapitel 5 (143-186) geht es dann um Fragen/Themen, die durch den Test aufgeworfen wurden: Hindernisse, um Stärken zu stärken (wider den falschen Ansatz: Schwächen, nicht Stärken verdienen die meiste Aufmerksamkeit) / Angst vor Schwächen (wider Schwächenorientierung) / Angst vor Versagen (pro Verantwortung für Talente aufzugreifen und dadurch Stärken auszubauen, durch Praxis und Lernen: „handeln, lernen, verfeinern, handeln, lernen, verfeinern“ (:150) Essenz der Stärke) / Angst vor dem eigenen Ich / Warum auf Stärken konzentrieren (ab 153f) / Reihenfolge der Talente / Fragen zur Talentbeschreibung / Unterschied zu anderen Menschen mit meinen Talenten (hier: auf die Kombination der Talente achten und sie kombiniert nutzen:159) / Sind manche Talente Gegensätze? / Kann man neue Talente entwickeln? / Besteht die Gefahr der Einseitigkeit? (hier meine Kritik: sehr hochtrabend formuliert auf 165, dass man mit den Talenten das Leben lebt, was man leben sollte) / Umgehen von Schwächen (dazu gibt es 5 Tipps: Werden sie etwas besser in ihrer Schwäche; Entwickeln sie ein Hilfssystem; Setzen sie eines ihrer stärksten Talente ein, um eine Schwäche zu überwinden; Finden sie einen Partner; Hören sie einfach damit auf) / Habe ich den richtigen Beruf ergriffen? (Berufsfeld und Rolle/Funktion).
Kapitel 6 (ab 187) beschäftigt sich mit dem Managen der Stärken. Die jeweiligen Talent-Leitmotive werden jetzt auf die Mitarbeiterführung angewendet.
Dann folgen in Kapitel 7 (ab 223) Tipps zum Aufbau eines Unternehmens, das auf Stärken basiert. Dabei geht es darum, die Gesamtorganisation um die Stärken jedes einzelnen Mitarbeiters herum aufzubauen (:226). Warum man das tun sollte, wird auf 226f erklärt. Dabei gilt es die Stärken herauszufinden, mit einem guten Auswahlsystem (228-249f). Hinzu kommt ein auf die Stärken basierendes System der Karriereförderung (249f). Hier interessant: „Unser großer Irrtum ist zu denken, dass alle menschlichen Wesen dieselbe Art von Prestige anstreben, das Prestige, das in der Macht liegt … Es sollten verschiedene Arten von Prestige verfügbar sein, um die unterschiedlichen sehr guten Leistungen widerzuspiegeln, die das Unternehmen anerkennen möchte …“ (252f). Dazu gehört es verschiedene Leitern zu bauen und auch die Titelstruktur zu ändern.
Ein Fachbericht über den SF rundet das Buch ab.

Hat man das gelesen, ist man erstmal beschäftigt, weil man viel über sich selbst und über das Denken von Unternehmen gelernt hat. Ich habe das Buch für ein Jahr zur Seite gelegt und bin es dann noch mal durchgegangen. Vieles, was vorgeschlagen wird, muss in der Praxis einer Organisation regelrecht inkulturiert werden.
Die eigenen Talente gilt es zu erkennen und sich selbst Wissen zu erwerben und Praxisraum zu schaffen, um die Talente zu leben. Das ist ebenfalls nicht so einfach, aber machbar. Alles in allem ein sehr anregendes Buch.

11.08._Buckingham-Clifton_EntdeckenSieIhreStärkenJetzt-SF

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Rezension: Geistesgegenwärtig führen

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Geistesgegenwärtig führen

Zindel, Daniel, Geistesgegenwärtig führen – Spiritualität und Management
Schwarzenfeld: Neufeld Verlag 2009
4,5 von 5 Punkten / 191 Seiten, 19,90€

Der Schweizer Daniel Zindel schreibt ein Buch über die Leitung von christlichen Organisationen. Als Leiter schreibt er aus der Praxis und für die Praxis. Er will dabei die spirituellen Wege des Führens und die Wege des Managements zusammenbringen. Ich finde, dass ihm das hervorragend gelungen ist.

Das Buch hat drei Hauptteile: 1. Christliche Organisationen verstehen / 2. Die leitende Person in christlichen Organisationen / 3. Christliche Organisationen leiten. Der dritte Teil nimmt mit über 120 Seiten den größten Raum der Ausführungen ein.

Originell finde ich, dass sich durch das Buch eine Bildbetrachtung zieht, über das Bild „Der Engel und der Schuster.“ In diesem Bild wird die gegensätzliche Spannung und gleichzeitige Einheit zwischen Spiritualität und Management treffend ausgedrückt (:15f). „Professionalität und Spiritualität sind Freunde. Du bist im Alltag ganz bei der Sache und zugleich geistesgegenwärtig offen für den Gedankenblitz von oben. Wer an der irdischen Institution baut, traut der göttlichen Inspiration.“ (:16f).

Der erste Teil „Christliche Organisationen verstehen“ beginnt mit dem Kapitel „Drei Arten, eine christliche Organisation zu leiten“. Zindel unterscheidet „…drei Aspekte, unter denen man eine christliche Organisation betrachten kann: den spirituellen, den organischen und den mechanischen Aspekt. Je besser wir die verschiedenen Aspekte unterscheiden – nicht Scheiden! -, desto weniger unheilvolle Vermischungen geschehen, wenn wir unsere Führungsverantwortung in einer Gemeinde oder einem Werk wahrnehmen.“ (:19f) Zindel kommt es also auf die Unterscheidung der drei Aspekte an und weist auf Benedikt von Nursia hin: „In christlichen Organisation führt gut, wer gut unterscheiden kann…. Die Unterscheidungsgabe ist für Benedikt die Mutter aller Tugenden… Wer unterscheiden kann, kann auch entscheiden.“ (:20) Er führt dann die einzelnen Aspekte aus: Die spirituelle Betrachtungsweise meint: Unsere Organisation ist ein Gefäß für den Geist. Die organische Betrachtungsweise meint: Unsere Organisation ist ein Leib. Die mechanische Betrachtungsweise meint: Unsere Organisation ist eine Maschine. Zindel möchte aber nicht, dass ein Aspekt absolut gesetzt wird und warnt z.B. beim spirituellen Aspekt: „Aber es wird dort problematisch wo diese geistliche Grundhaltung absolut gesetzt wird und dabei die anderen Aspekte disqualifiziert werden. Dann wird das Geistliche eine Art Ersatzhaltung, weil wir nicht willens oder fähig sind, Dinge zielführend und ergebnisorientiert anzugehen.“ (:26)

Im 2. Kapitel bringt Zindel die Pyramide Sinn, Gemeinschaft und Leistung. Als christliche Organisationen haben wir eine gewisse Produktionskapazität: „In unserem Miteinander schlummern Durchlässigkeiten für das Wirken Gottes, Fähigkeiten und Know-how der Mitarbeitenden, Kapazitäten also, um in irgendeiner Form tätig zu werden.“ (:37) Wo die Kapazität umgesetzt entsteht ein Produkt oder eine Wirkung, z.B. Bibelkurse, Zeltcamps,… Aufgabe ist es jetzt die Produktionskapazität von der Spitze her (spirituell), mit Hilfe der Gemeinschaft (organisch) und der Leistung (mechanisch) in Produkte umzusetzen. Dafür ist „Sinn“ nötig und „Sinn kann nur empfangen werden…“ (:41), logischerweise von Gott. Er stellt nun fest und fordert Leiter heraus: „Leiten ist die Kunst und die Knochenarbeit, die Balance zwischen Produktionskapazität und Produkt zu halten…. Gibt es ein Rezept für die richtige Balance von Glaube, Leben und Leisten? … Ich erkannte in der >Dosierungsfrage< ein erhebliches Konfliktpotential in der Organisation, die ich leite.“ (:42) „Jeder Organisation muss ganz spezifisch ihr eigenes Maß finden.“ (:44) „Jeder der drei Ebenen der Pyramide soll quantitativ und qualitativ ausgestaltet, durchdacht und geleitet sein… Die drei Ebenen sollen sinnvoll und >stimmig< aufeinander bezogen sein… Die Pyramide mag sich hoch und schmal oder breit und ausladend mit sanfter Neigung präsentieren…“ (:45)

Der zweite Teil „Die leitende Person in christlichen Organisation“, beginnt wieder mit einer Bildbetrachtung des Schusters: „Ohne Erleuchtung von oben her wissen wir nicht, ob wir das Rechte tun oder bloß die falschen Dingen richtig anpacken.“ (:49) Daraus folgt ein Managergebet: „Nicht das Strohfeuer der beruflichen Herausforderung, die mich wie ein Kick motiviert, suche ich. Nicht das betörende Fieber, das mich erfüllt, wenn ein neues Projekt ansteht, sondern deine ewige Glut lasse mich zu dem werden, als den du mich siehst.“ (:51).

Im ersten Kapitel kommt es Zindel auf die Ergebnisorientierung an, die mit der Persönlichkeit des Leitenden kombiniert ist: Management by Vorbild (:55). Glaubwürdigkeit der Führungsperson ist wichtig: „Aus ihrer Glaubwürdigkeit, aus ihrem Sein, und nicht aus bloßem Schein heraus, können sie gut führen… Sie hat private Siegen errungen und ist bereit für öffentliche Siege.“ (:58f). Dabei gilt: „Beichte ist Wiederherstellung unserer Integrität.“ (:60). „Es leuchtet nicht einfach der Glanz unserer moralischen Kompetenz auf, sondern das Licht der Vergebung Jesu glänzt >wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht<.“ (:61)

Leitende sind spirituelle Manager, meint Zindel in Kapitel 2. Dabei erlebt jeder Führer eigenes geistliches Wachstum. Vor allen Dingen dann, wenn er an seine Grenzen kommt (vgl:68). Pausen sind wichtig (:69f) und das Wissen, dass man als Person berufen ist (:70f). Daraus ergibt sich unsere Motivation, Lebensvision und Unternehmensvision. „Als Menschen in Verantwortung prägen wir ja auch die Vision unserer Organisation mehr oder weniger intensiv mit. Je mehr unsere persönliche Berufung und unsere Lebensvision in unser Unternehmen einfließen könne, desto wirkungsvoller führen wir, desto mehr natürliche Autorität üben wir aus und desto ungeteilter sind wir bei der Sache.“ (:77)

Es folgt der 3. Teil: Christliche Organisationen leiten. Im ersten Kapitel geht es darum die Unternehmensvision zu erkennen und weiterzutragen. Zunächst stellt Zindel die Wichtigkeit der Unternehmensvision fest. „Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Leiters, einer Leiterin, Mitarbeitenden den Grundauftrag, den eine Organisation hat, immer wieder vor Augen zu malen und in die Herzen zu schreiben. Unsere Kinder sind manchmal unersättlich, wenn es darum geht, sich zu vergewissern, dass wir sie gern haben. Ebenso bedürftig und unersättlich ist eigentlich, ohne dass sie das laut anmeldet, eine Organisation, über ihre Berufung Bescheid zu wissen. (sic) Führungsverantwortliche sind Visionsträgerinnen und Visionsträger.“ (:83) Eine Vision geht aus dem dreifachen Hören hervor: Hören auf die Welt, auf unsere Innerstes und auf Gott (vgl.: 84f). Zindel zitiert Simone Weil: „>Man muss sich mit dem Ewigen beschäftigen, um stets modern zu sein.< Wo wir nur in die Zeit hineinhorchen, entstehen Aufträge, die bloß vom Zeitgeist geprägt sind. Das verwechseln wir leicht Trends oder Traditionen (!) mit dem Treiben des Geistes.“ (:87) Ebenso kann Prophetie ein Schlüssel für die Vision sein, die er als Management zweiter Ordnung bezeichnet (Erste Ordnung: gesunder Menschenverstand). Für ihn lautet der Schluss eines eindrücklichen Gebetes: „Wir wissen nicht, was wir tun sollen, aber auf dich sind unsere Augen gerichtet.“ (2Chr 20,22). „Um zu Lösungen zweiter Ordnung zu kommen, muss der vertraute Rahmen verlassen werden…“ (:90) Er verweist in diesem Zusammenhang wieder auf Benedikt. „Der Rat der Schwestern und Brüder ist ein Kreativraum, wo sich neue Visionen und Aufträge heraus zu kristallisieren beginnen.“ (:92) Es kann auch sein, dass ein Leiter eine Vision anpassen oder verändern muss. „Meist treten wir in die Verantwortung für eine Aufgabe, die andere begonnen haben und die wir, Kontinuität wahrend oder bewusst einen Neuanfang markierend, weiterführen… Je älter eine Gemeinde, eine Bewegung oder ein Werk ist, desto selbstverständlicher und weniger diskutierbar scheint der Auftrag… Sie sind nicht unbedingt aus dem Herzen der derzeit Mitarbeitenden entsprungen… In solchen Fällen muss um ein Aufflammen eines neuen, inneren Feuers gerungen werden“ (:96) „Traditionen sind wie Laternenpfähle; sie beleuchten den Weg, aber nur Betrunkene halten sich daran fest.“ (:97) Eine Vision darf aber nie durchgedrückt werden. Um dies zu illustrieren gibt er einen ersten „Verführerischen Ratschlag“ (:99f).

Das 2. Kapitel widmet sich dem Thema Menschen ganzheitlich zu führen. Wir begegnen dem anderen als Arbeitskraft, Mensch und Schwester/Bruder, egal ob hauptberuflich oder ehrenamtlich. Es geht Zindel um die fachliche Förderung, die persönliche Förderung, geistliche Konfliktlösung (hier bezeichnete er Konflikte als bevorstehenden Wachstumsschritt: 110) und die geistliche Förderung: „Nicht nur das Betriebsklima, auch das geistliche Klima ist Chefsache. Von dieser Last kann man sich nicht entbinden.“ (:115) Weil es viele Ansätze zum geistlichen Leben gibt, rät Zindel, dass sich eine Gemeinschaft Klarheit über Erwartungen verschafft, sich über die Form und das Maß verständigt und die Zielsetzung festlegt. Der Leiter hat die Verantwortung zur Umsetzung. Zindel rät: „Macht lieber weniger, aber macht es verbindlich…“ (:117). Weiter dient das Mitarbeitergespräch zur ganzheitlichen Führung. Hier geht Zindel von der jeweiligen Stellenbeschreibung aus und rät dazu nur in Ausnahmen auch Seelsorger für seine Mitarbeiter zu sein.

In Kapitel 3 geht es darum, dass für Ziele gesorgt wird. >Führen mit Zielen.< Die Ziele leiten sich von der Vision ab. „Man kann Ziele nach zeitlichen Kriterien unterteilen (lang-, mittel-, kurzfristige Ziele), man mag sie nach dem Grad ihrer Reichweite abstufen (Gesamtziele, Bereichsziele, persönliche Ziele),… entscheiden ist, dass durch Zielsetzungen auf allen Ebenen Ergebnisorientierung, Bewegung und Veränderung angekurbelt wird.“ (:127) Gemeinsame Zielsetzung ist dabei wichtig. Dabei sind Zielkonflikte zu erkennen. Es ist auf die richtige Umsetzungszeit zu achten: „Wir können nämlich auch ein zu forsches Tempo anschlagen, wenn wir die Grenzen der Schnelligkeit übersehen und nicht merken, dass das Zwischenmenschliche und Geistliche anderen Tempi unterliegt als das rein Technische… Das Gras wächst nicht, wenn du daran ziehst.“ (:133). „Meistens agieren wir aus Ängsten heraus, wenn wir zu früh oder zu spät handeln… Liebe erfordert Rücksicht auf das Tempo des anderen. Führungsverantwortliche sind Tempomacher nach dem Herzschlag Gottes.“ (:135)

Für Strukturen sorgen und organisieren (Kapitel 4): „Man kann nicht nicht strukturiert sein. Man hat eine Ordnung oder eine >Sauordnung<, meistens etwas dazwischen.“ (:140) Strukturen müssen prozess-, auftrags- und personenbezogen sein. „Grundsätzlich stellt sich die Strukturfrage immer dann, wenn eine Arbeit wächst und sich personell und finanziell ausweitet, aber auch wenn sie schrumpft und sich verkleinert oder sich das Umfeld markant ändert.“ (:141) Alarmzeichen für schlechte Strukturen sind für Zindel: Vermehrung der Führungsebenen / ständiges Reden über bereichsübergreifendes Arbeiten / viele Sitzungen mit vielen Leuten. Als Vorbild für gute Strukturen führt er Moses Schwiegervater und die Umstrukturierung der Urgemeinde an. Strukturen sind auch für Gemeinschaft und Spiritualität zu legen. „Wenn wir aber die Bereiche der Gemeinschaft und Spiritualität wirklich ernst nehmen,… müssen wir auch dort hilfreiche Strukturen und Regelungen bereitstellen.“ (:145) „Hältst du die Ordnung ein, hält sie dich.“ (:146) Zindel wendet sich gegen das Ausspielen von Strukturen und dem Wirken des Geistes: „Der Heilige Geist tritt nicht als Zwilling der Unordnung auf, sondern des Friedens.“ (:146). Schließlich braucht es auch Entscheidungsstrukturen.

In Kapitel 5 geht es um die Sorge für Ressourcen. Geld, Arbeitsinstrumente, Fertigkeiten und Know-how. „Leitende haben die Aufgabe, ihre Organisation mit den nötigen Ressourcen zu versorgen, damit der Auftrag gut erfüllt werden kann… Manchmal sollen wir geben, was wir nicht selber haben.“ Das ist dann besonders spannend und hier ist Gottvertrauen nötig. Auch die Ressource Mensch ist wichtig. „Für mich ist das Gebet gerade in Bezug auf die Besetzung von Stellen und die Vergabe von Aufgaben zentral.“ (:157) In Bezug auf Finanzen führt er verschiedene Organisationsformen auf: >geldlose< Organisation, >reine< Glaubenswerk, von Gaben lebende Organisation mit Unterstützungskreis, die von Mitgliederbeiträgen lebende Organisation, Organisation als Profitunternehmer, von der öffentlichen Hand subventionierten Organisation, Mischtypen. Für Zindel ist jede Form korrekt. Im verführerischen Ratschlag 5 nimmt er das Nichtplanen von Ressourcen und Budgets auf die Schippe.

Kapitel 6 widmet sich dem Kommunizieren. „Man kann nicht nicht kommunizieren, wir reden immer, auch durch unser Schweigen.“ (:170) Bei der Kommunikation spielt die Sach-, Beziehungsebene und Glaubensebene eine Rolle. „Jeder hat Hol- und Bringschulden von Informationen.“ (:170) „Unser gemeinsames Eintauchen in die Ruhe Gottes zwingt uns, wenn wir ehrlich und transparent sein wollen, unseren Groll, unsere Enttäuschung oder die Verletzung loszulassen, abzugeben und zu vergeben.“ (:171) Es muss reichlich, relevant und rein kommuniziert werden. Zindel zeigt die fatale Beziehungsabbruchfalle auf (vgl. 173f). Und er hat für sich die Regel aufgestellt: „Substanz geht vor Inszenierung… Das Mitteilen dessen, was man Gutes tut, ist ein Nebenaspekt unseres Auftrages.“ (:175)

Schließlich widmet er sich in Kapitel 7 dem Entscheiden. „An Entscheidungen werden Leitende entweder zu Prinzen oder Fröschen.“ (:178). Das Problem mit Entscheidungen ist das Risiko der Fehlentscheidung. Zindel rät zu vier Fragen, vor einer Entscheidung: 1.Was genau ist das Problem? / 2. Was wäre richtig? / 3. Welche Alternativen haben wir? / 4. Verpassen wir mit unserer Entscheidung den Himmel? Bei der Problemfeststellung geht es um die Frage ob es ein Einzelfall oder ein Grundsatzproblem ist. Hier rät er immer die drei Ebenen der Pyramide im Auge zu haben. Bei der Frage nach der Richtigkeit entwickelt man eine finale Sicht der Dinge. Da jede Entscheidung auch Alternativen hat, gilt es sie sorgsam zu analysieren. Dann ist zu fragen, ob wir oberhalb oder unterhalb der Wasserline des Bootes bohren. Es folgt der Moment des Entscheidens: „Das Zusammenspiel der göttlichen Theonomie, bei der man sich ganz auf Gottes Souveränität verlässt, und der menschlichen Autonomie, kraft derer wir uns unwiderruflich festlegen und mutig zupacken, wird uns im Akt der Entscheidung besonders deutlich.“ (:183) Jede Entscheidung ist letztlich loszulassen und an Gott zu übergeben. Entscheidungen müssen dann umgesetzt und kommuniziert werden: getroffen, protokolliert und verkündet.

Im Schlusswort finden sich noch zwei gute Zitate: „Geistesgegenwärtig Leitende nehmen wach die Außenwelt, die eigene Innerlichkeit und die geistlichen Impulse von oben her wahr.“ (:190) „Nachdem wir uns als Leitende verausgabt – und oft außerhalb von uns selbst >gemanagt< haben, sind wir eingeladen, uns in unserer Mitte zu sammeln, dort, wo uns der große König begegnet.“ (:191)

Fazit: Dieses Buch ist wirklich tiefgehend und sehr umfassend. Es ist europäisch, praktisch, biblisch fundiert. Es ist auf jeden Fall eines der besten Bücher über Leitung, dass ich bis jetzt gelesen habe. Der dreifache Ansatz im ersten Teil trifft einfach den Nagel von auf den Kopf. Der zweite Teil führt den Leiter persönlich in die Tiefe. Der dritte Teil ist absolut praxisbezogen. Es hat mich so fasziniert, dass die Rezension sehr gründlich ausgefallen ist.

12.09._Zindel_geistesgegenwärtig_führen

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Gutes Zitat Nr. 17 / Brilliant Quote No. 17: Meetings

Meetings„Meetings sind der Herzschlag eines jeden Teams. Ihr Verlauf zeigt, wie >gesund< die Gruppe ist und wie die Zusammenarbeit läuft.“

„Meetings are the heartbeat of any team. Their course show, how >healthy< the group ist and how the cooperation is going.“

Rainer Niermeyer, in Teams führen, Seite 87