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Die Leitung im Team / Teamleitung / Steuerung des Teams

Die Leitung im Team / Teamleitung / Steuerung des Teams

Ohne Frage favorisiere ich die Teamarbeit, auch und gerade auf der Leitungsebene einer Gemeinde/Kirche. Das schließt nicht aus, dass ein Leitungsteam auch einen Steuerer (Leiter) und Vorsteher braucht. Dies muss nicht immer die gleiche Person sein. Manchmal können Leiter gut vorstehen, aber nicht steuern und manchmal umgekehrt. Dann kann man die Rollen auch teilen.
Dass dies so ist, unterstützen auch folgende Ausführungen, die allerdings mehr den Blick des Steuerns im Blick haben:

1. Aus der Gemeindepraxis: Gemeinde gemeinsam leiten
Vgl. meinen Artikel „Gemeinde gemeinsam leiten“: https://www.veitc.de/specials/Gemeinde%20gemeinsam%20leiten%2024.02.09%20Artikel.pdf
Jedes neu gewählte Leitungsteam muss die Diskussion aber wieder neu beginnen und die Rollen neu zuordnen. Oft werden Teams ja auf Zeit von der Gemeinde gewählt und konstituieren sich neu.
Mittlerweile haben wir die hauptberuflichen Mitarbeiter, die zur Leitung der Gesamtgemeinde berufen sind, mit den Ältesten voll gleichgestellt, ohne sie Älteste zu nennen. Der Ältestenkreis heißt jetzt Gemeindeleitung und besteht aus ehrenamtlichen Ältesten und hauptberuflichen Mitarbeitern. Der Begriff „Ältester“ wird im NT synonym verwendet und beschreibt neben anderen Begriffen die Leitungsaufgabe als Gemeindeleitung.

2. Mark Driscoll zur Teamleitung: Driscoll, Mark, Gemeinde leiten, Worms 2011, Seite 25f:
(Nein, ich scheue mich nicht gute Dinge, die er geschrieben hat, zu rezitieren) Driscoll weist auf den Ersten unter Gleichen hin. Er verweist dabei auf Alexander Strauch (!) und dessen Buch zum Ältestendienst. Er zitiert ihn:
„Obwohl Älteste gemeinsam als Team handeln und ihnen die gleiche Autorität und Verantwortung hinsichtlich der Gemeindeleitung obliegt, unterscheiden sie sich alle in ihrer Begabung, Bibelkenntnis, Führungsqualität, Erfahrung oder auch Hingabe. Aus diesem Grund treten unter den Ältesten natürlicherweise diejenigen als Führer und Lehrer der übrigen Ältesten hervor, die besonders begabte Führer und/oder Lehrer sind“ (:25).
Driscoll spricht von der „Verbindung von Gleichheit und Hierarchie“ und führt dazu biblische Belege an (26f). Er verweist auch auf den Jüngerkreis und die Urgemeinde in Jerusalem. Er folgert: „Deshalb braucht ein Ältestenteam einen berufenen, geeigneten, begabten, sich investierenden und kompetenten menschlichen Hauptleiter, damit das Team funktionieren kann“ (:28f).
Er folgert: „Allgemein wird wohl die beste Person für diese Stellung des „Ersten unter Gleichen“ der hauptsächlich predigende Pastor sein“ (:29). Das kann m.E., muss aber nicht so sein.
Als Hauptaufgabe dieses Leiters nennt er, dass die Ältesten untereinander gut organisiert sind.

3. Aus „Serving God’s people“ (UK): 2f
John Baigent beschreibt das Leitungsmodell in unabhängigen Gemeinden im VK: 13f. Dies trifft auch auf viele Freikirchen in Deutschland zu, die mit Leitungsteams arbeiten.
Neil Summerton schreibt zur Teamleitung: “Just as a congregation or a firm needs leadership if it is to achieve its purpose, so a leadership team itself needs positive leadership if it is to be effective” (:29). Das Leadership-Team trägt die volle Verantwortung “on a day-to-day.basis”. Folglich schreibt er weiter: “As we shall see, one of the most significant pitfalls of team leadership is to fail to give a clear lead, that is, to fail in one of the key responsibilities of a ministry team” (:30).” Folglich: “So the leadership team must be ready itself to accept leadership and to ensure that it is in place” (:30). Also muss ein Team einen Leiter benennen, am besten den Gaben entsprechend.
Teams fällt es schwerer klar zu leiten (:33f), daher müssen sie schwer daran arbeiten. Eine einzelne Person kann schneller leiten.

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Leaders! Stay grounded!

Stay Grounded!True North
(George, Bill, with Peter Sims, 2007. True North: Discover your authentic leadership, San Francisco: Jossey-Bass):

Leaders must stay grounded.
„To integrate your life, you must remain grounded in your authentic self, especially when the outside world is chaotic.” (:141)
“Leading is high-stress work. There is no way to avoid stress when you are responsible for people, organizations, outcomes, and the constant uncertainties of the environment. The higher you go, the greater your freedom to control your destiny but also the higher the level of stress. The question is not whether you can avoid stress but how you can control it to maintain your own sense of equilibrium.” (:141)

But how? Bill George gives us eight tips that could help us to stay grounded:

  •  your family: “These people move on to the next person, but my kids won’t move on.” (:142)
  • staying true to your roots: “Returning to where you came from is another important way to stay grounded.” (:144)
  • finding time to yourself: “… to think clearly about life, work, an your personal issues.”
  • spiritual and religious practices: “Authentic leaders who are religious talked about the power of prayer, being a part of church groups, and finding solace at the church.”
  • taking sabbaticals
  • friends and community
  • measuring success: “Have you defined what success means for you and your life? Unless you have thought the answer to that question, you are at risk of letting others define success for you or trying to keep up with their definitions of success. Only when you can define what is most important in your life can you set the right priorities for your life and become an integrated leader.” (:147)
  • living with integrity: “Think of your life like a house, with a bedroom for your personal life a study for your professional life, a family room for your family, and a living room to share with your friends. Can you knock down the walls between these rooms and be the same person in each of whem? (:148)

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Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Rezension: True North – Discover your Authentic Leadership

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Rezension TRUE NORTH
George, Bill (with Peter Sims), 2007. TRUE NORTH – Discover your Authentic Leadership, San Francisco: Jossey-Bass

Der US-Amerikaner Bill George (mit Peter Sims) hat ein sehr inspirierendes Buch über authentische Leiterschaft geschrieben, was ich neulich von einem Freund geschenkt bekommen habe. Es ist zurzeit nur in englischer Sprache erhältlich. In diesem Jahr soll noch ein Update des Buches erscheinen.

In einer Interview-Studie, mit 125 Leitern (zwischen 20-80 Jahren) von (hauptsächlich amerikanischen) Firmen und Organisationen, stellen George und Sims fest (vgl.:xxvii): „Leaders are highly complex human beings, people who have distinctive qualities that cannot be sufficiently described by lists or traits or characteristics. Leaders are defined by their unique life stories and the way they frame their stories to discover their passions and the purpose of their leadership” (:xxvii – Hervorhebungen im Original).
Bill George stellt dann die These auf, dass jeder Leiter einen individuellen inneren Kompass hat, der ihm die richtige Art des Leitens zeigt. Dieser innere Kompass leitet Leiter gemäß ihrem wahren Norden.  Er nennt dieses Phänomen „True North“ und bedient sich damit eines Begriffes aus der Geophysik.
Leiter haben nach George eine innere Absicht zu leiten. Diese innere Absicht ist ihre Leitungsrichtung, ihr wahrer Norden. Er ergibt sich durch unsere Biographie und den Einflüssen, die auf sie entstehen lassen. „True North is the internal compass that guides you successfully through life. It represents who you are as a human being at your deepest level. It is your orienting point – your fixed point in a spinning world – that helps you stay on track as a leader. Your True North is based on what is most important to you, your most cherished values, your passions and motivations, the sources of satisfaction in your life” (:xxiii). Dieser innere wahre Nordpol leitet den Leiter also automatisch. Es ist seine Intuition.
True North kann und muss jetzt aber klarer entdeckt werden. Dies ist eine lebenslange Aufgabe: „Discovering your True North takes a lifetime of commitment and learning. Each day, as you are tested in the world, you learn to look at yourself in the mirror and respect the person you see and the life you have chosen to lead” (:xxiii). Die persönliche Lebensgeschichte  ist entscheidend für das eigene Führungsverhallten. „Your Life Story Defines Your Leadership“ (:8). „Reflection on your life story and your experiences can help you understand them at a deeper level – and so you can reframe your life story in an more coherent way as your future direction becomes congruent with the knowledge of who you are and the kind of person you want to become“ (:78).
George beschreibt drei Phasen eines Leiterlebens: 1. Preparing for Leadership / 2. Leading / 3. Giving Back (vgl.:16f). Der ersten 30 Lebensjahre sieht er als Phase der Vorbereitung für das Leiten (Charakterbildung, Reibung und Formung). Die Jahre 31-60 kennzeichnen eine Phase des Leitens, in der es aber auch in der Regel zur Krise kommt. Diese Krise dient der Tranformation vom „Ich“ zum „Wir“ (vgl.:44f). In der Krise betont er die Wichtigkeit einer Transformation des eigenen „Ichs“ zum „Wir“ (vgl.:43f). „The role of leaders is not to get other people to follow them but empower others to lead“ (:36). “To become authentic leaders, we must discard the myth that leadership means having legions of supporters following our direction as we ascend to the pinnacles of power. Only then can we realize that authentic leadership is about empowering others on their journeys. This is the transformation from “I” to “We”. It is the most important process leaders go through in becoming authentic.” Mit 60 sieht er die Spitze der Leiterschaft erreicht. Die dritte Phase sieht er zwischen 61-90 und er bezeichnet sie als Phase der Weisheit und des „Zurückgebens“ (vgl.:24f). Die Altersangaben sind dabei natürlich als variabel und fließend zu verstehen.
Leider besteht die Gefahr im Leben, den guten Weg aus den Augen zu verlieren, z.B. durch Realitätsverlust, Angst vor Fehlern, Gier nach Erfolg oder Einsamkeit (vgl.:27f). Er nennt fünf Typen, die den Weg verloren haben: Imposters (Blender), Rationalizers, Glory Seekers, Loners und Shooting Stars.
Deshalb ist ein guter Kompass umso wichtiger: „Because there is no map or direct path between where you are now and where you will go on your leadership journey, you need a compass to keep you focused on your True North and get back on track when you are pulled off by external forces or are at risk of being derailed“ (:65). „When you get too far off course, your internal compass tells you that something is wrong and you need to reorient yourself” (:xxiv). Es geht darum ein authentischer Leiter zu sein. Dafür muss man seinen Kompass also kalibrieren. „The compass is a dynamic tool that you can update and calibrate after every experience to ensure that each step you take on your leadership journey is consistent with how you want to lead your life“ (:65). Für die Kalibrierung des Kompasses sieht er fünf Stellschrauben (vgl.:66):
* Self-Awareness:  What is my story? What are my strengths and developmental needs?
* Values: What are my most deeply held values? What principles guide my leadership?
* Motivations: What motivates me? How do I balance external and internal motivations?
* Support Team: Who are the people I can count on to guide and support me along the way?
* Integrated Life: How can I integrate all aspects of my life and find fulfillment?
Im Laufe des Buches wird jeder Punkt einzeln entfaltet. Das ist sehr inspirierend. Gegen Ende führt er aus, dass Leidenschaft zum Leiten und die Absicht zum Leiten, wozu eine klares Ziel von Leitung gehört, entscheidende Faktoren sind (vgl.:153f).  Dabei geht es auch darum andere Menschen freizusetzen (vgl.:169f).
Schließlich gibt er Tipps, wie man seine Leiterschaft optimieren kann (:186f). Hier führt er sechs verschiedene Leitungsstile auf. Sie zu kennen ist wichtig, soll aber auf der Grundlage des gut kalibrierten Kompasses geschehen (vgl:186f). „The topic of style has been saved for last because the style of an effective leader must come from an authentic place. That will only happen when you have a high level of self-awareness, are clear about your values, and understand your leadership purpose. Without this clarity, your style will be shaped by the expectations of your organization or the outside world and will not be seen as authentic. Nor will it be empowering to people. Using your power is directly linked to your style, as you convey power through style” (:186). Hier die Stile:
1.    Directive Leaders – erwarten Einhaltung und Gehorsam von Regeln
2.    Engaged Leaders – mobilisieren Menschen um geteilte Ziele und Werte herum
3.    Coaching Leaders – fördern Menschen, um zu leiten
4.    Consensus Leaders – erreichen Einverständnis durch Partizipation
5.    Affiliative (einfühlend, empathisch) Leaders – schaffen emotionale Verbindungen und Harmonie
6.    Expert Leaders – Erwarten Kompetenz und Selbstführung
“The most common style to emerge in recent years is the engaged style. Engaged leaders … are actively involved with people at all levels of the organization – questioning them, listening to them, motivating them, and encouraging them to perform at a higher level – but always within the shared purpose and values of the organization” (:192).
“Authentic leaders use directive or expert styles when needed to get things done, but their primary leadership styles are engaged, coaching, consensus, and affiliative” (:192).
Ein guter Leiter setzt Leitungsstile flexibel ein, hat aber auch einen bevorzugten Leitungsstil. Er muss zum Kontext passen und sich ggf. ändern, wenn der Kontext sich ändert (vgl.:196f). Der Style hängt auch immer von der Situation und den Möglichkeiten der einzelnen Teamer ab. „In leading, you must always understand the situation in which you are operating, as well as the performance imperative… Once you understand the context, however, you can adjust your communication and leadership styles to get results” (:196).
Schließlich stellt sich die Frage, was von Leitung bleibt (vgl.:202f). Hier führt er nicht Titel oder Geld an, sondern die persönlichen Erinnerungen. Leitung soll einen Unterschied in der Welt gemacht haben, gerade dadurch, dass man andere Menschen freigesetzt hat und ein Erbe schafft für die, die nach einem kommen.

Zum Buch gehört ein umfangreicher 22-seitiger  Anhang (Appendix), mit Aufgaben und Fragen zur eigenen Entwicklung und Entdeckung des „True North“. Diesen Anhang lohnt es sich intensiv durchzuarbeiten.

Exkurs: Die Macht des konsensorientierten Leiters (nach George 2007)
Jeder Leitungsstil bringt Macht mit sich, die von authentischen Leitern weise eingesetzt werden muss:
“Your style and your use of power are inextricably linked. Your style conveys your sense of power, just as the way your use of power is reflected in you leadership style” (:194).
„The irony is that the more power one accumulates, the less is should be used. Viewed another way, by exerting your power, you are taking away the power of others. Authentic leaders understand they need power to get things done, but they learn to use it in subtle ways. They prefer to persuade others to adopt their point of view or to build a consensus rather than forcing subordinates to go along with them. In so doing, they win the trust, loyalty, and support of their teammates. That in turn leads to better decisions and a higher level of commitment to shared goals” (:194).
* Engagierte Leiter nutzen ihre Macht durch Überzeugung und Vermittlung. Sie setzen die Menschen ihres Teams frei. Die Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit.
* Coachende Leiter nutzen ihre Macht durch Beratung und intensive Begleitung. Sie sind empfänglich für die Bedürfnisse der Menschen im Team. Die Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit.
* Konsensorientierte Leiter nutzen ihre Macht in dem sie Einverständnisse gewinnen. Sie tun dies mit den Menschen ihres Teams, die sie gleichwertig behandeln. Die Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit.
Die Macht des Consensus-Leader begründet sich in seiner Fähigkeit Konsens herzustellen und gibt ihm enormen Einfluss:
So schreibt George über den Leiter John Whitehead: „It is especially noteworthy that in all these situations, he continued to use his consensus style and to use his power modestly. Yet Whitehead never hesitated to exert his influence over decisions, employing his persuasive powers and tenacity to win people over to his point of view” (:189).
„Consensus leaders use power in subtle ways to reach agreement without hurting feelings or isolating people with different points of view. They are masters at working behind the scenes to develop long-term, interdependent relationships to bring people together around common goals. Consensus building works less well when time is short” (:195).
Gegebenenfalls muss der Leiter die gegen ihn eingesetzte Macht richtig kanalisieren:
“When they do not use their power, leaders find themselves at risk of being dominated by powerful people. Yet they have more power than they realize, if only they assert themselves” (:193). Macht muss man im Einsatz um eine gute Sache geltend machen. Man darf sie nicht weggeben.

15.05._George_True North_Authentic Leadership

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Kirche/Gemeinde Leitung

Nachfolge bedeutet Veränderung / Das einzig Stetige ist der Wandel

Neues BildIn meinem Urlaub habe ich an einem Sonntagnachmittag die International Baptist Church Cologne besucht. Der Preacher sprach über die Notwendigkeit von Veränderung – im Leben eines Menschen und im Leben einer Gemeinde. Hier ein paar Gedanken aus der Predigt mit einigen weitergedachten Ergänzungen:

  • Veränderungen gibt es immer – das ganze Leben lang. Unser Verstand und unser Körper verändern sich. Die Welt verändert sich, die Kultur, die Natur. Das ist ein Fakt.
  • Nichts würde sich ohne Veränderung verbessern. Nichts würde ohne Veränderungswillen erfunden werden.
  • Die Frage ist also, wie ich auf Veränderung reagiere?
  • Wenn sich die Umgebung ändert, müssen sich auch Methoden ändern, damit das Ziel erreicht werden kann.
  • Gott ist der, der mitgeht. Gott verändert sich nie. Er ist immer gleich in seinem Wesen, aber er begegnet uns situationsbezogen. (Ich bin, der ich bin – ich werde mich erweisen, als der ich mich erweisen werde).
  • Und er ruft auf zur Veränderung. „God never changes, but his call is a call to change.” Er fordert uns zum Wachstum auf. Er fordert uns zur Veränderung im Verhalten auf. Er fordert uns auf, ihm ähnlicher zu werden. Das bedeutet Veränderung.
  • Komm wie du bist, aber geh anders als du gekommen bist. „Come as you are, but don’t go as you were.“ Unsere Gottesdienste sollen eine Begegnung mit dem lebendigen Gott sein, der uns in sein Bild verändern will.
  • Führung oder Steuerung impliziert Veränderung. Ohne notwendige Veränderung gibt es keine Notwendigkeit für Führung. Da aber Steuerung immer ein Prozess der Bewegung ist, in dem uns Dinge passieren und begegnen, müssen wir bei der Steuerung verändern, um auf Kurs zu bleiben.
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Leitung Mitarbeiterführung

Fragwürdige These: „Ein Leiter muss sich überflüssig machen“

Oft habe ich die These schon gehört: „Als Leiter ist es deine wichtigste Aufgabe dich überflüssig zu machen“. (Mit Leiter meine ich hier immer auch Leiterinnen).
Das hört sich zunächst vielleicht richtig an: Ich fördere so lange Leute, bis andere so gut sind, dass sie meinen Job übernehmen können. Dann kann ich gehen und die neuen Leute können meine Aufgaben übernehmen – aber es ist nicht richtig.

Learn to fly here!Kann ich mich dann um „Wichtigeres“ kümmern, oder wie? (wird so nicht gesagt, aber scheint ja so zu sein, wenn ich gehen kann). Für mich gehört diese Aussage immer mehr in den Bereich der Fabeln.

  • Was ist denn, wenn ein Leiter zum Leiten eingesetzt wurde? Und zwar gerade mit oder wegen seiner Persönlichkeit und Kompetenz. Keiner will, dass er geht. Das gilt im ehrenamtlichen Bereich, wo ein Leiter demokratisch gewählt wurde, aber auch wenn ein Leiter für das Leiten bezahlt wurde. Kein Arbeitgeber stellt doch einen Leiter ein, damit er sich überflüssig macht.
  • Was ist mit dem wichtigen Grundsatz der Stabilität und der Nachhaltigkeit? Es ist doch gut, wenn ein Leiter für längere Zeit Sicherheit und Stabilität ausstrahlt. Es ist doch ungünstig für eine Organisation (oder auch für ein Volk), wenn ständig der Leiter wechselt.
  • Wie soll das für die Person des Leiters aussehen, der ja auch als Mensch, mit vielleicht einer Familie, sichere Rahmenbedingungen braucht? Das ist doch gar nicht lebbar, bzw. nur in einer bestimmten Lebensphase lebbar.
  • Wenn ein Leiter sich überflüssig machen würde, würde er doch auch seine aktuelle eigene Arbeit irgendwie schlecht machen. Leitung hat doch auch was mit Überzeugung zu tun, mit Richtigkeit, mit bestimmter Einflussnahme und Werten. Wen ein Leiter weiß, was er will, will er es auch erreichen. Wenn sein Ziel die Überflüssigkeit ist, dann kann er doch gar nicht seine Werte durchsetzen und seinen Weg verfolgen, von dem er aber überzeugt ist, dass es ein guter Weg für die Organisation, Kirche, oder Partei ist. So schreibt ein Günter Banas in einem Kommentar in der FAZ (10.04.2013), zur Forderung von Parteileuten an Frau Merkel, einen Nachfolger aufzubauen, Folgendes: „Noch nie hat ein Amtsinhaber seinen Nachfolger „aufgebaut“ – und Ämter wie die ihren werden nicht vergeben, sondern wollen erkämpft sein. Noch nie hat ein Kanzler seine Partei auf die Zeit „danach“ vorbereitet. Wie sollte er es auch tun? Seine eigenen Politik konterkarieren? Die CDU-Oberen mögen ihrer Vorsitzenden alles zutrauen. Doch was zu viel ist, ist zu viel.“
  • Okay. Eine Firma, eine Jugendgruppe oder eine Gemeinde sind keine Partei. Ein Leiter, der weiß, dass er geht, muss seinen Nachfolger aufbauen und fördern oder einarbeiten. Außerdem müssen Leute gefördert werden, die irgendwann die Gesamtleitung übernehmen können. Aufbau, Einarbeitung und ordentliche Übergabe sind wichtig für die Nachhaltigkeit einer Arbeit. Das ist wichtig für die Organisation und für das Reich Gottes. Es sei denn, der Gedanke des Erkämpfens, den wir kaum bewusst kennen, ist wichtig. Weil der Sieger auch das Stehvermögen hat, die Größe der Aufgabe zu bewältigen. Aber das gilt nicht für die Gemeinde Jesu.

Was ein Leiter tun muss:

  • Ein Leiter sollte möglichst viele neue Leiter fördern. Er soll dabei Teams aufbauen, kann dadurch neue Arbeitszweige aufbauen, Leiter abgeben oder aussenden oder die Qualität der Leitung in einer Organisation auf allen Ebenen anheben.
  • Wer als christlicher Leiter Eph 4,11f oder 2Tim 2,2 ernst nimmt, der wird immer fördern.
  • Das Ziel eines Leiters sollte sein, die nachfolgende Generation besser auszubilden als die eigene Generation.
  • Wenn ein Leiter eine Organisation verlässt, erstmal egal aus welchen Gründen, dann wird ein guter Leiter einen neuen Nachfolger aufbauen. Oder mehrere Nachfolger aufbauen. Er macht eine gute Übergabe und führt den neuen Leiter in die Organisation ein. Er verlässt bestellt sein Feld.
  • Ein Leiter muss wissen, wann seine Zeit vorbei ist. Und dann muss er sein Feld bestellen und andere einzuführen, vernünftig zu übergeben und vernünftig das Feld zu verlassen.

Aber überflüssig sollte er sich nicht machen. Das kann sogar genau das Gegenteil von „richtig“ sein. Ich habe schon manchmal gedacht: Dieser Leiter geht viel zu früh. Er hat noch nicht stabilisiert. Er hat nur gegründet oder kurz ein Feuer entfacht. Aber er hat noch nicht für Nachhaltigkeit gesorgt. Warum geht er schon?
Oder: Wieso geht der schon? Der hat noch gar keinen stabilen Nachfolger aufgebaut. Natürlich ist das auch manchmal nicht möglich, aber Ziel muss es bleiben. Von Anfang an.

Insofern wird es Zeit, mit dieser Floskel abzuschließen. Ich schlage stattdessen vor: „Ein Leiter muss fördern, fördern, fördern und seine Nachfolge vernünftig regeln.“