Die Kathedrale von Salisbury ist eine anglikanische Kirche, die mich beeindruckt.
Zunächst natürlich mal das Gebäude. Der Kirchturm ist mit 123 m der höchste in England. Außerdem existiert in der Kirche die älteste noch funktionierende Kirchturmuhr von Großbritannien (von 1386). Das neue Taufbecken mit fließendem Wasser hat es auch in sich und steht mitten in der Kirche.Und es gibt aus geschichtlicher Sicht noch einige andere interessante Fakten, die man z.B. in Wikipedia nachlesen kann.
Zwei Dinge haben mich so beeindruckt, dass ich beschlossen habe, sie im Blog festzuhalten:
1. Einmal der Bau, die Architektur und die Ausstattung der Kathedrale:
Der Grundstein dieser Kathedrale wurde im April 1220 gelegt. Vorher gab aber schon eine richtig große Kirche in einer nahe gelegenen Festung namens Old Sarum. Aus unterschiedlichen Gründen beschloss ein Bischof diese Kathedrale aufzugeben und an eine nahe gelegene Stelle eine neue Kathedrale zu bauen. Dazu gehörte dann auch der Umzug der ganzen Siedlung. Hier hatte ein Leiter mal eine ganz große Vision und sie wurde in die Tat umgesetzt.
Ich bin ja kein Kirchenbauexperte, aber so viel habe ich nach dem Besuch der Kirche verstanden: die Leute wollten mit dem Bau und mit der Ausstattung der Kathedrale Gott ehren. Gottes Größe und Herrlichkeit sollte durch den Bau zum Ausdruck gebracht werden. Außerdem sollte der Besucher durch den beeindruckenden Bau Ehrfurcht vor Gott bekommen. Solche Gedanken sind für einen Freikirchler erst mal neu. Auf der anderen Seite kenne ich den Spruch: „Exzellente Qualität ehrt Gott.“ Bis jetzt habe ich das immer auf das Ausarbeiten von Predigten und Programmen bezogen. Aber das kann natürlich genauso auf Gebäude oder Kunstwerke bezogen werden. Es ist natürlich immer die Frage, wann so ein Ansatz kippt. Und das kann natürlich geschehen, weil Gott größer als ein Gebäude ist und sich zudem nicht in ein Gebäude einsperren lässt. Und Gott braucht auch unsere „Kirchenschätze“ nicht. Aber das ist ja die andere Seite. Ich habe erstmal verstanden, dass Leute Gott durch einen guten Bau ehren wollen. Ich hätte das natürlich auch schon bei einem Besuch des Kölner Doms merken können, aber da ist mir das noch nicht aufgefallen.
2. Die Nachhaltigkeit der Gemeindearbeit
Das zweite, was mich beeindruckt hat, ist die Nachhaltigkeit dieser Kirche. Seit fast 1000 Jahren (die erste Kirche in Old Sarum wurde um 1075 errichtet) finden hier Gottesdienste statt. Gott wird seit fast 1000 Jahren angebetet. Die Bibel wird so lange erforscht. Gottes Wahrheit wird so lange verkündigt. Leute setzen so lange ihre Gaben für Gott ein. Es gibt eine lebendige Gemeindearbeit seit fast 1000 Jahren. Und sie beeinflusst die ganze Region. Das ist schon der Hammer. Auch heute finden in dieser Kirche noch täglich Gottesdienste statt. So richtig deutlich wurde mir das, als ich nebenstehendes Schild im Eingang gesehen habe.
Ganz klar. Diese Kirche ist nachhaltig relevant. Menschen erleben Gott. Menschen werden geprägt. Gott wird angebetet. Auch heute noch. Anders als ich es vielleicht kenne. Anders als ich es vielleicht machen würden. Sicher auch theologisch an manchen Stellen anders, als ich es vertrete.
Und hier noch ein Bild von uns, in Old Sarum;-)






In dieser Mini-Serie schreibe ich über Kirchen, die ich in Großbritannien besucht habe und was ich an ihnen inspirierend finde.
So bin ich auch auf diese Gemeinde aufmerksam geworden und habe beschlossen, sie sonntags zu besuchen. Dummerweise fiel der Gottesdienst an diesem Sonntag dann aus. Das konnte ich aber leider nicht an der Tür entnehmen und einige andere Leute, die vor der Kirche standen und hineinwollten, auch nicht.
Für mich ist die Frage, inwieweit man die Dynamik nach Deutschland holen kann und ob sich eine deutsch-kenianische Partnerschaft sinnvoll aufbauen lässt. Die Entfernung ist weit. Ein Flug ist teuer. Die Kulturen sind verschieden. Kenia ist eine junge Generation, wo es wirtschaftlich dynamisch zugeht. Der Anteil evangelikaler Christen liegt bei fast 20 %. Deutschland stagniert und geht bevölkerungsmäßig zurück. Auch der christliche Glaube ist auf dem Rückzug. In einer deutschen Großstadt gibt es sicher mehr Parallelen als in einer deutschen Kleinstadt. Aber vielleicht brauchen wir wieder den Mut, Gott etwas in unserem Land zuzutrauen. Und da können uns die Afrikaner inspirieren. Unabhängig davon sind die Leitungsprinzipien der Kirche beachtenswert und dann übertragbar. Vorausgesetzt ist allerdings, dass sich eine Gruppe/Gemeinde in Deutschland diese Art von Leitung wünscht. Das kenianische Model ist sehr stark personenorientiert. Das ist uns in Deutschland in den Freikirchen eher fremd. Aber hier habe ich den Eindruck, dass es immer mehr junge Christen gibt, denen ein bis in die Spitzen ausgelebtes kongregationalistisches Modell nicht mehr behagt.