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Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung

Stanley: “Do for one what you wish you could do for everyone.”

Hier ein interessanter Ansatz von Andy Stanley zur symbolischen Leitung, der sicher auch hier und da Beziehungsprobleme mit sich bringt. Ich denke, er ist nur in sehr großen Arbeiten konsequent lebbar. Aber in Ansätzen ist er auch auf kleinere Kontexte übertragbar.
Ich habe die im Englischen mitgedachte weibliche Form von leader bei der Übertragung nicht berücksichtigt. Es ist eine freie Mitschrift der Podcast-Episode: Accessibility of a leader vom 06.04.2012 vom Andy Stanley Leadership Podcast: https://itunes.apple.com/de/podcast/andy-stanley-leadership-podcast/id290055666?mt=2Mein Feld ist die Welt“Do for one what you wish you could do for everyone.”
Die Erreichbarkeit des Leiters in einer wachsenden Organisation

In einer wachsenden Kirche oder Organisation steht der Leiter vor der Herausforderung, die Erreichbarkeit seiner Person zu managen.
In kleinen Organisationen ist der Leiter für alle erreichbar. Wird die Organisation größer, kann er nicht mehr für alle erreichbar sein. Kommt ein Leiter zu dieser Erkenntnis, muss er das System seiner Erreichbarkeit umstellen. Das kann sehr emotional sein, weil der Leiter Menschen sagen muss, dass er jetzt nicht mehr so stark oder sogar gar nicht mehr für sie erreichbar ist.
Der Leiter steht also in der unlösbaren Spannung zwischen dem Wunsch nach maximaler Erreichbarkeit und der Überforderung aufgrund von zu viel Erreichbarkeit. Er hat auch Bedarf nach mehr Zeit für wenige und tiefe Beziehungen. Will der Leiter nämlich für alle erreichbar sein, ist er eigentlich für keinen mehr richtig erreichbar, weil er keine Zeit mehr hat.
Gleichzeitig erreichen den Leiter aufgrund der Medien rund um die Uhr Informationen aus aller Welt und aus allen Szenen. Jeder Leiter muss also auch entscheiden, wie viel und welche Informationen er bekommen will. Die Spannung liegt hier zwischen dem Extrem alle Infos abzuschalten und wichtiges zu verpassen oder alle Information zuzulassen und den Kopf voll zu haben. Diese Spannung muss der Leiter managen.

Um die Erreichbarkeit in der Gemeinde von Andy Stanley zu managen, gibt es ein Motto in der Leiterschaft: “Do for one what you wish you could do for everyone.”
Er nennt das „symbolic leadership“ – symbolische Leiterschaft. Stanley sagt, dass diese Art des Umgangs von Leitern mit Menschen nicht fair ist. Aber das Leben ist nun mal nicht fair. Stanley sieht den Fairness-Gedanken aus der kindlichen Bonbonverteilung zu stark ins Erwachsenenalter übertragen. Man kann nicht alle gleich behandeln. Wenn ich diesen Anspruch habe, dann bin ich gelähmt und mache gar nichts mehr.
Dieser Wahlspruch erlaubt es Leitern involviert zu sein, aber eben nicht in allem. Für Pastoren ist das eine sehr schmerzhafte Erkenntnis. Der Pastor kann also nicht mehr alle Trauungen machen oder alle Beerdigungen. Aber er kann eine oder zwei machen. Er kann nicht alle Paare seelsorgerlich begleiten, aber ein Paar. Er kann nicht alle coachen, aber eben einige Personen. Diese Leute sind handverlesen. So bleibt der Leiter involviert. Aber der Leiter wird somit auch Leute enttäuschen. Das System ist nicht fair. “Dont`t try to be fair. Just make sure you stay engaged.”
Letztlich ist die Frage: Will der Leiter weniger Zeit mit vielen Leuten verbringen oder viel Zeit mit wenigen Leuten, die er aber stärker prägen kann.
Stanley gibt dann drei Tipps, um das Motto zu leben:

1. „Go deep rather than wide“ – Geh lieber in die Tiefe statt in die Breite, wenn du prägen willst.
2. „Go longterm rather than shortteam“ – Geh lieber die Langstrecke als die Kurzstrecke, um zu prägen. Auch in der Seelsorge.
3. „Give time not just money“ – Zeit ist das wertvollste, was ein Leiter hat. Wenn er diese Zeit mit Einzelnen teilt, ist das oft wertvoller als Geld.

Wenn man das Motto in einer Organisation lebt, entspannt das die Mitarbeiter. Es gibt den Mitarbeitern die Erlaubnis „Nein“ zu sagen. Es vermeidet gleichzeitig, dass Leute ganz aussteigen und den Kontakt zur Basis verlieren. Und gleichzeitig vermeidet es, dass Leute überall mitmischen und sich überfordern.

Laut Stanley ist die Wirkung in einer Organisation, die diesen Wert verinnerlicht hat, erstaunlich, weil die Mitarbeiter nicht mehr auf totale Fairness fokussiert sind, sondern auf Engagement. Es erlaubt mir zu entscheiden, wer meine Zeit bekommt. Ich brauche mich nicht zu entschuldigen, wenn ich meine Zeit individuell verteile. Ich tue etwas für einen, was ich gerne für alle machen möchte.
Von diesem Grundsatz profitieren letztlich die ganze Organisation und alle Menschen, die dazu gehören.
Stanley verdeutlicht das mit einer Geschichte von seinem Vater. Sein Vater wollte studieren. Er traf einen Pastor. Dieser Pastor investierte in den Vater und finanzierte ihm das Studium. Das hat er nicht für jeden getan. Aber in diesem Fall für den Vater von Andy. Und diesem einen Menschen hat es die Ausbildung ermöglicht. Dieser Pastor hat verstanden: “I can´t do it for everyone, but I can do it for one.” Der Pastor ging tief, ging lang, er gab Zeit und Geld.
Stanley hofft: „If everyone did for one what they which they could do for everyone, ultimately that can impact the entire world.”

übertragen von Veit Claesberg, Juni 2013

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Audio Kirche/Gemeinde Leitung Verkündigung/Predigt

Von der Begabung zum Leiten / Eph 4,11-12

Eine neue Episode ist auf veitc.de podcast / wiedenest online.

In dieser Predigt geht es um die Begabung des geistlichen Leitens. Was kennzeichnet diese Begabung? Was ist das Ziel geistlicher Leitung? Und welche geistlichen Leitungsbegabungen gibt es überhaupt? Unabhängig davon sind Leitungsgaben – wie alle anderen Gaben auch – Dienstgaben. Leitung ist eine Dienstleistung aus Liebe.

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Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Rezension: Ehre, wem Ehre gebührt – Erfolgreich Ehrenamtliche leiten

Ehre wem Ehre gebührt, Dietmar NowottkaNowottka, Dietmar, Ehre, wem Ehre gebührt, Oncken: Kassel 2010
Erfolgreich Ehrenamtliche leiten
4 von 5 Punkten

Ein Buch, das ich mit Gewinn gelesen habe. Der Titel suggeriert, dass es für Hauptberufliche Mitarbeiter in Gemeinden ist. Dem ist aber nicht so. Ich betrachte es als ein Buch für Leiter, die mit ehrenamtlichen Teams arbeiten, auch wenn sie selber ehrenamtlich als Teamleiter tätig sind.

Im 1. Teil geht Nowottka auf das Ehrenamt in Deutschland ein und auf die Erwartungen, die die über 23 Millionen ehrenamtlich tätigen Deutschen haben.
Im 2. Teil wendet er das Thema auf die Leitung von Organisationen an, was ihm sehr gut gelingt.

Teil 1: Nowottka bezeichnet die Motivation zum Ehrenamt so: Spaß haben, mit sympathischen Menschen anderen zu helfen. Die Motivation liegt also nicht mehr nur bei der Tugend des Ehrenamtlichen (Dienstbereitschaft). Wer ehrenamtlich mitarbeitet, hat konkrete Erwartungen an die Organisation, der er dient und das ist eng verknüpft mit den organisatorischen Rahmenbedingungen und somit auch mit der Leitungskompetenz der Verantwortlichen (:10). Davon hängt es ab, ob und wo sich jemand ehrenamtlich investiert.

N. bezieht sich im Folgenden auf verschiedenen Studien und macht die Jugendlichen zwischen 14-24 Jahren als eine der aktivsten Gruppen mit dem stärksten Engagementpotential aus (:15f), weil es ihnen hervorragende Lern- und Erfahrungschancen bietet.

Die drei stärksten Motive: Gesellschaft im Kleinen mitgestalten / mit anderen Menschen zusammenkommen / sich für eine Aufgabe zur Verfügung zu stellen, die gemacht werden muss.
Die drei stärksten Erwartungen: Spaß / sympathische Menschen treffen (Beziehungen) / helfen dürfen.
Es geht also nicht um Geld, aber es ist darf auch nicht umsonst sein, wenn man sich einsetzt
(:22f). Wir können also sagen, erfüllte Erwartungen sind der Lohn der Ehrenamtlichen (:22) … Ehrenamtliche Arbeit ist nicht selbstlos, sondern ein Tauschgeschäft. Die Währung mit der hier gezahlt wird, ist eben nicht der Euro, sondern Freude, Beziehungen und Sinn (:22). Neben dem Spaß bezeichnet N. den Beziehungsfaktor als möglicherweise wichtigstes Engagementskriterium, vor allen Dingen, was die Dauer ausmacht (:25).
Interessant ist auch folgende Aussage, die dem Motiv „anderen Menschen helfen“ entgegenkommt: Eine Gemeinde muss als Organisation eine gewisse Unfertigkeit als Spannung aushalten. Sie ist eben kein Hochglanzunternehmen, sondern immer ein Stück unfertig und darauf angewiesen, dass Menschen einen Sinn und Nutzen darin erkennen, an dieser Unfertigkeit mitzuarbeiten. Perfektion macht Ehrenamtlichkeit überflüssig (:26).

Ehrenamtliche Tätigkeit hat heute etwas mit Selbstverwirklichung zu tun (:20f). Es kommt bei der Ausübung auch auf die persönliche „biographische Passung“ an, wozu auch immer die aktuellen Lebensumstände gehören. Zusammenfassend schreibt er zu dem Thema: Wir haben es also mit einer neuen Entwicklung und einem neuen Typ von Ehrenamt zu tun. Ehrenamt zu fordern und zu fördern, heißt dann aber, sich auf diesen Typ einzustellen.
Bei allem sieht N. das Ehrenamt als natürliche Wesensäußerung eines verantwortlichen Menschen, der sich für andere einsetzen will (: 28).

Teil 2: Die Aufgabe der Leitenden ist es also, auf die Rahmenbedingungen zu achten, die Ehrenamtliche fördern. Hierin haben sie eine große Verantwortung (:29). Wir müssen uns bewusst machen, dass eine systematische und professionelle Personalentwicklung nicht nur für angestellte Mitarbeiter wichtig ist, sondern ebenso für ehrenamtliche. Vernachlässigen wir es, verlieren wir unser wichtigstes Gut, die Mitarbeiter.

Innerhalb des Buches beginnt jetzt der Exkurs zum Thema Leitung. Leitung erfüllt die Bedürfnisse einer Gruppe. Super finde ich die Zusammenfassung von bedürfnisorientierter Leitung auf Seite 36, die man natürlich nicht überzeichnen sollte.

  • Durch Leitung werden soziale Grundbedürfnisse von Individuen und Gruppen erfüllt.
  • Leitung stellt demnach eine lebenswichtige Ressource für ein soziales System dar.
    Jede Gruppe verfügt über Leitungsstrukturen, – personen und -aufträge, auch wenn es dazu keine bewussten Vereinbarungen gibt.
  • Nicht oder unzureichend zu leiten, bedeutet, Bedürfnisse nicht zu erfüllen, mit der Folge, dass der entstehende Hunger woanders gestillt wird (zum Beispiel durch informelle Führungsfiguren).
  • Insofern ist Leitung ein Dienst an den Bedürfnissen der Menschen und des Systems, das wir gerade bilden.
  • Leitung soll helfen, dieses System lebens- und entwicklungsfähig zu erhalten.
  • Es gibt keinen allgemein gültigen Leitungsstil, den man auf alle Führungssituationen übertragen könnte. Leitung ist eingebunden in den organisatorischen und sozialen Kontext, in der sie stattfindet.
  • Daraus folgt, dass Leitung sich zuerst mit den Bedürfnissen des Systems und seiner Mitglieder auseinandersetzen muss.

Er macht für eine Leitung vier Kompetenzbereiche aus: Sozialkompetenz, Systemkompetenz, Persönlichkeitskompetenz und Handlungskompetenz (: 41). Besonders in Kirchen wird zu Recht Wert auf die Sozialkompetenz gelegt. „Ehrenamtliche leiden aber oft an der Unstrukturiertheit, Ziel- und Strategielosigkeit solcher Organisationen. Hier wäre die Systemkompetenz gefordert, …“ (:40). N. mahnt an, keines der Bedürfnisse zu vernachlässigen.
Im Team ist es gut auszumachen, wer in welcher Kompetenz am stärksten ist und Aufgaben entsprechend zu verteilen (:45 – Abbildung 7). Er erklärt dann die einzelnen Kompetenzen:
Systemkompetenz:
hier nimmt man das ganze System im Blick. Dieses System muss gut laufen, weil Menschen damit und darin leben. Arbeit mit Menschen kann nur gelingen, wenn sie kontextuell begriffen wird, also in Bezug zu dem System, in dem sie stattfindet … Strukturen sind eine Voraussetzung, damit sich Leben entfalten kann … Insofern kann man Leitungskräfte auch als „soziale Architekten“ bezeichnen, die in der Lage sein müssen, die strukturellen Voraussetzungen ihrer Organisation und ihre soziale Statik berechnen zu können (:47). Hilfreich ist auch das Schaubild 8 auf Seite 49 zur Organisationsentwicklung.
Sozialkompetenz:
Sie beschreibt die kommunikativen Fähigkeiten einer Person, die Arbeitsbeziehungen zwischen den Menschen in einer Organisation gut zu gestalten. Interessant hier seine Aussage: Die Herausforderung zu einer produktiven Beziehungsgestaltung liegt nicht im Überwinden von Distanz, sondern im Umgang mit Nähe und manchmal auch zu viel Erwartungen aneinander (:54). Er schläft dafür das 4C Modell vor: Contact, Content, Context, Contract (:57f).
Handlungskompetenz:
Das ist die Fähigkeit, Aufgaben zu definieren, sie zu organisieren und für ihre Erledigung zu sorgen, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Am besten durch Informieren Diskutieren und Entscheiden.
Persönlichkeitskompetenz:
Menschen orientieren sich an Menschen. Motivation entsteht im Kontakt … Persönlichkeiten, nicht Prinzipien bringen die Zeit in Bewegung (:72). Dazu gehören meine Geschichte, meine Potenziale, mein Wesen und mein Stil. Persönlichkeitskompetenz zeigt sich darin, wie ich alles das authentisch zur Geltung bringe und damit zu meiner Ausstrahlung und meiner Wirkung komme (:76).

Hilfreich für Leiter und Leitungsteams dann die Checklisten zu den Kompetenzen auf 77f. Alle Kompetenzen sollten vorhanden sein. Einseitige Übersättigung einzelnen Kompetenzen sind zu vermeiden (:79f). So reagieren manche Manager nahezu allergisch darauf, wenn es im Ehrenamt genauso ziel- und leistungsorientiert zugehen soll, wie in ihrem Berufsalltag (:83).

Das Entscheidende der Führung ist ihre aktivierende Qualität (Schmidtbauer 2004). Wer Menschen führt, bringt sie in Bewegung, etwas zu tun, was sie ohne diese Führung nicht getan hätten (:84) Diese Aktivierung erreichen ausgewogene und integrative Führungskräfte (und auch Teams) langfristig am besten.

Dann geht er noch auf die Situation ein, wenn Haupt- und Ehrenamtliche miteinander arbeiten und benennt typische Schnittstellenprobleme (:85f).

  • Sinngebung ist einer der stärksten Motivationen (:53).
  • Wen ich sehe, dem verleihe ich Ansehen (:58).
  • Eine Vision ist die emotionale und Sinn gebende Dimension eines Ziels (:68).
  • Visionen dürfen emotional sein, unscharf und ungefähr (:68).

10.01._Nowottka_Ehre wem Ehre gebuehrt

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Glaube/Nachfolge Kirche/Gemeinde Skript Verkündigung/Predigt

„Glaube am Montag“ – in der Ortsgemeinde umgesetzt

Glaube am MontagDiesen Artikel habe ich für das Magazin „Boxenstop“ geschrieben, das im Rahmen der Initiative „Glaube am Montag“ gerade erschienen ist: 

(c) Fotos by Harald Schuler

Hingehen – und Gottes Liebe leben

Das Jahr 2012 stand in unserer Gemeinde unter der großen Überschrift „Hingehen – und Gottes Liebe leben“. Als Gemeindeleitung hatten wir schon im Jahr 2008 im Rahmen unserer Drei-Jahres-Ausrichtung dieses Thema festgelegt. Glaube am Montag kam uns dazu wie gerufen.

Wir sind eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde mit ca. 350 Mitgliedern und haben unser Gemeindehaus am Anfang des oberen Dörspetales in Wiedenest. In den letzten Jahren haben wir mehr und mehr ein Anliegen für unseren Ort bekommen. Gleichzeitig ist uns wichtig geworden, dass wir als Gemeinde auch ein Ort des Auftankens und der Sendung sind. Und diese Sendung findet jeden Sonntag neu statt. Wir kommen gemeinsam zum Gottesdienst zusammen, beten Gott an, feiern ihn, hören auf sein Wort und werden „zurück“gesandt in den Alltag. Dort sind wir unterwegs als Nachfolgerinnen und Nachfolger und gehen zur Arbeit, sind Nachbarn, arbeiten in Vereinen mit, engagieren uns sozial, machen Sport und sind ein Teil der Gesellschaft. Und genau dieser Gedanke wird durch „Glaube am Montag“ verstärkt.

Natürlich Salz und Licht sein
Wir wollten 2012 unsere Gemeinde mit dem Anliegen durchdringen, dass wir als Nachfolgerinnen und Nachfolger von Jesus ganz natürlich Salz und Licht sind – überall, wo wir sind. Wir haben daher keine großen evangelistischen oder diakonischen Aktionen geplant, was ja auch zu unserem Jahresmotto „hingehen“ gepasst hätte. Wir haben uns dafür entschieden, auf der Bewusstseinsebene anzusetzen.

Deswegen wurden verschiedene Predigtreihen anhand von „hingehen“ und Glaube am Montag durchgeführt und vorbereitet, z.B. „hingehen persönlich“, „hingehen als EFG Wiedenest“, „Christsein in der Gesellschaft“ oder wichtige Texte aus der Apostelgeschichte. Somit haben wir den Gedanken, dass wir mitten im Leben Jesus nachfolgen, ein Jahr über Predigten wach halten können. Bei der ersten Predigtreihe im Januar 2012 bekam jeder Gottesdienstbesucher ein Lesezeichen mit Raum für Notizen. Es wurde dazu aufgefordert, Personen und Möglichkeiten im alltäglichen Umfeld zu notieren, um für Gelegenheiten zu beten, den Glauben zu bezeugen.

Glaube am Montag, LichttafelGleichzeitig wurde das ganze Gemeindehaus mit bunten Schuhen dekoriert, die an unseren Auftrag im normalen Leben erinnern. Zusätzlich wurde im Foyer die „Lichtpostkarte“ von unserem Hausmeister als Lichtsäule nachgebaut und mit einer Schalterfunktion ausgestattet. Jeder Besucher kann nun durch Drücken des Schalters „nachsehen“, was Glaube am Montag bedeutet. Gleichzeitig haben wir unser „hingehen“-Jahreslogo mit dem Logo von „Glaube am Montag“ verziert. Und natürlich wurde auch in unserem Gemeindebrief über das Thema geschrieben.

Der Auftrag geht weiter
hingehen 2012All das haben wir auch 2013 weiter fortgeführt. Denn der Auftrag ist ja nicht vorbei. Wir haben unser Jahr mit einer dreiteiligen Gottesdienstreihe gestartet: Als Jüngerin und Jünger Jesus nachfolgen: in der Nachbarschaft – in der Familie – an der Uni, in der Schule, im Beruf. Für zwei dieser Predigten hatten wir unsere Lichtsäule vorne auf der Bühne stehen und die Lichtpostkarte wurde an jeden Gottesdienstbesucher verteilt.

Die Initiative „Glaube am Montag“ hat also unsere eigene Initiative „hingehen“ bereichert. Das hat uns noch mehr motiviert und unser Anliegen flankiert. Besonders für die Lichter-Postkarte waren wir sehr dankbar. Wir bleiben an dem Thema dran. Weil wir Salz und Licht sind (Mt. 5,16).

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Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Rezension: Erfolgreich leiten – Wie man Mitarbeiter gewinnen und fördern kann

Erfolgreich leiten, Leo BiggerBigger, Leo, Erfolgreich leiten
Wie man Mitarbeiter gewinnen und fördern kann, Zürich: icf 2008
3,5 von 5 Punkten

Leo Bigger, Gründer und Leiter von icf Zürich, hat ein Grundlagenbuch über Leitung im christlichen Bereich geschrieben. Das Buch fasst auf ca. 270 Seiten das Wesentliche zum Thema Leitung und Führung zusammen. Es gibt einen Überblick über die Motivation, die Haltung und die Aufgaben eines Leiters.

Im icf-eigenen Style ist es eine Art Arbeitsbuch geworden, dass den Leser nach jedem Unterkapitel (davon gibt es 32) auffordert zu reflektieren, nachzudenken und sich Notizen zu machen.
Leo Bigger schreibt das Buch aus seiner persönlichen Sicht und verarbeitet seine Erfahrungen als Leiter. Das macht das Buch sympathisch.
Gleichzeitig geht es natürlich nicht sehr in die Tiefe. Das hat Vor- und Nachteile. Wer einen schnellen Überblick will, der ist mit dem Buch gut beraten. Wer es nutzbar machen will, sollte sich weitere Lektüre besorgen oder eben die Reflektionsaufgaben machen. Doch dann braucht es wahrscheinlich sehr viel Zeit, um das Buch zu lesen. Hier stelle ich mir die Frage, wer wirklich bereit ist, nach je 5-8 schnell gelesenen Seiten eine Reflektion zu starten. Ich persönlich kann mir das nicht vorstellen.

Zum Inhalt: Bigger hat sein Buch in acht Kapitel eingeteilt und schreibt viel davon, wie er persönlich Leitung lebt. Das macht das Buch lebendig. Dazwischen hat er immer markante Zitate von bedeutenden Personen über Leitung markant platziert. Im ersten Kapitel geht es um den Traum eines Leiters. Kapitel 2 beleuchtet die Kosten, die ein Leiter für seine Aufgabe zahlen muss. Kapitel 3 beleuchtet die Vorbildfunktion eines Leiters. Multiplikation als Aufgabe von Leitern erklärt Kapitel 4 (besonders stark Seite 107-111 und 114-118). Dass jeder Leiter ein Team braucht, macht Bigger in Kapitel 5 deutlich, um in Kapitel 6 die Mitarbeiterförderung (Coaching) zu empfehlen. Kapitel 7 und 8 mit den Themen Selbstcoaching und Life-Balance runden das Buch ab.
Ich konnte das Buch leider nicht bei amazon finden. Aber man kann es natürlich direkt bei icf bestellen. Der Preis von € 16,95 mit einfachem Paperback-Einband ist nicht gerade günstig.

Hier noch einige Zitate, die mich angesprochen haben:

  • „Wir können erst dann unsere persönliche Vision wirksam kommunizieren, wenn wir unseren Freunden, Familie, Familienangehörigen und Menschen, die vielleicht daran mitwirken wollen, fest in die Augen schauen und sagen können: >Ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass diese Vision Wirklichkeit wird. Es wäre schön, wenn du mir dabei hilfst. Aber wenn nicht, werde ich trotzdem das tun, wozu Gott mich berufen hat. Ich werde diese Vision umsetzen.<“ (:73)
  • „Menschen, die mit ihrem Leben zeigen, was es heißt, anderen Menschen zu dienen, können wie der Apostel Paulus andere herausfordern: >Folgt meinem Beispiel, so wie ich Christus folge.<“ (:74)
  • „Wer sich für einen Leiter hält, obwohl im keiner folgt, geht nur spazieren.“ (:75)
  • „Wir brauchen nichts zu beweisen, denn wir suchen nicht nach Selbstbestätigung. Wir haben nichts zu verlieren, denn wir ringen nicht um Ansehen oder Beliebtheit. Wir haben nichts zu verbergen, denn wir treiben kein Spiel, sondern sind ehrlich (:77).
  • „Lass dir den Sieg nicht in den Kopf steigen und die Niederlage nicht in dein Herz sinken.“ (:88)
  • „Das Organigramm musste so groß sein, damit erkennbar wurde, dass wir es ohne Multiplikation nicht schaffen würden.“ (:107)
  • „Wir müssen nach Menschen Ausschau halten, die sich leidenschaftlich mit ihren Fähigkeiten für Gott einsetzen wollen. Solche Menschen sind überall zu finden. Leider sind sie noch nie herausgefordert worden, ihr Leben für etwas Großartiges einzusetzen.“ (:108)
  • „Es ist die göttliche Bestimmung für uns Menschen, mit unserem Leben etwas zu bewegen. Und die Kirche und das Reich Gottes sind das größte Abenteuer, das es je geben wird.“ (:110)
  • „Umfallen ist menschlich. Liegen bleiben ist teuflisch, Aufstehen ist göttlich.“ (:124)
  • Zur Mitarbeit: „Sei was du bist, aber sei es ganz.“ (Martin Luther zitiert auf: 125)
  • „Ich investiere viel Zeit in wenige Leute und wenig Zeit in viele Leute.“ (:132)
  • „Entscheiden ist nicht, wie hart, sondern wie weise ich arbeite.“ (:133)
  • Zur Mitarbeitergewinnung: „Für mich kommen Charakter, Chemie und Charisma vor Begabung. Wenn die ersten drei Punkte stimmen, hat man ein starkes Fundament für sein Team. Danach ist es aber wichtig, dass jeder hart an seinen Fähigkeiten arbeitet…“ (:140)
  • Zur Struktur: „Keep it simple! Und >Verzichte auf alles Überflüssige, um das Maximum zu erreichen! >Reduce to the max!“ (:145)
  • Zur Teamkultur: „Wenn etwas Gutes entsteht, gibt es dafür Gründe. Es geschieht nichts zufällig. Eine gute Kultur wird von jemandem geplant und bestimmt. Überlege dir, wie die Kultur in deinem Team aussehen soll.“ (:147)
  • „Erfolg ist meist das Ergebnis von Entschlossenheit.“ (G. Allen zitiert:145)
  • Zum Selbstcoaching: „Ich bin das Problem. Und gleichzeitig bin ich die einzige Person, die ich uneingeschränkt verändern kann.“ (:202)
  • Zur Life-Balance: „Am Ende eines langen Tages gehe ich in die Kapelle und bete. Ich sage zu Gott: >Das war es für heute, ich habe alles erledigt. Aber jetzt mal unter uns; gehört diese Diozöse mir oder dir?< Gott fragt mich dann zurück: >Was denkst du?< Ich antworte: >Dir würde ich sagen<. >Du hast Recht<, antwortet Gott, >sie gehört mir<. Also sage ich: >Nun gut, Gott, dann ist es jetzt an der Zeit, dass du Verantwortung übernimmst und das Ruder für diese Diözese in die Hand nimmst. Ich gehe jetzt nämlich schlafen.“ (Kardinal Danneels zitiert:250)
  • Zur Life-Balance: „Wie erholt und fit ich bin, kann ich immer daran messen, welche gedanklichen Kapazitäten ich noch habe, um meinen freien Tag zu planen und zu genießen. Erlebe deinen freien Tag mit der gleichen Leidenschaft, mit der du dich für Gott einsetzt. Wenn du das nicht tust, lebst du nicht ausgewogen.“ (:256)

11.05._Bigger_Erfolgreich leiten