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Kirche/Gemeinde Rezensionen

Rezension: klein und stark (Minigruppen)

klein und starkCole, Neil, klein und stark, C & P 32005
(4) von 5 Punkten
136 Seiten, 9,80 €

Ich habe dieses Buch gelesen und bin von der Idee der Minigruppen begeistert. Allerdings weiß ich nicht, ob das Konzept in Deutschland funktioniert. Es käme auf einen Versuch an. Daher habe ich auf eine Bewertung des Buches in Klammern gesetzt. Der Autor Neil Cole ist sehr davon überzeugt und berichtet, wie seine Gemeinde dadurch verändert wurde.

Das Buch ist in 10 Kapitel unterteilt. In den ersten sechs Kapiteln wird Grundsätzliches zum Auftrag der Gemeinde gesagt. In den letzten vier Kapiteln wird das Konzept der Minigruppen entfaltet. Es folgen zwei praktische Anhänge mit Fragen für die Minigruppen.

In den Kapiteln 1-3 stehen sehr viele bekannte, richtige und wichtige Dinge, die man sicher schon kennt (Auftrag an die Gemeinde, Multiplikation). Meine ersten Unterstreichungen finden sich auf Seite 43: Einfachheit ist der Schlüssel zur Erfüllung des Missionsauftrages in dieser Generation. Ein guter Ansatz, der bestehende große Konzepte hinterfragt: Vielleicht sehen wir deshalb keine Multiplikation im Bereich Jüngerschaft, weil wir zu früh zu viel umsetzen wollen. Jüngerschaft ist ein lebenslanger Prozess, aber wir neigen dazu, unseren Jüngern im ersten Jahr alles beibringen zu wollen… Indem wir Jüngerschaft mit Leiterausbildung verwechseln, schließen wir viele Christen von der Erfüllung des Missionsauftrages aus. Das ist mal eine steile nachdenkenswerte These.
In Kapitel 5 macht Cole deutlich, dass Sündenbekenntnis und Gottes Wort aufnehmen und ihm gehorchen, die Grundelemente der Lebensveränderung sind.
Von da aus entfaltet er in Kapitel 6 die Minigruppen, weil beide Elemente am besten in einer kleinen Gemeinschaft von 2-3 Personen gelebt werden. Hier entsteht Gemeinschaft, Verbindlichkeit, Vertraulichkeit, Flexibilität und Reproduzierbarkeit. Cole illustriert seine These in Kapitel 7 mit der Geschichte seiner eigenen Gemeinde.
In Kapitel 8 stellt er das Konzept der „lebensverändernden Minigruppen“ vor. Eine Minigruppe besteht aus drei Elementen für persönliches geistliches Wachstum (S.75): Sündenbekenntnis, regelmäßige Bibellektüre und Gebet für andere Menschen, die Christus brauchen. Man trifft sich 1x die Woche für 1h. In der Zwischenzeit nimmt man sich als Gruppe vor, innerhalb der Woche ganze Bücher der Bibel zu lesen, also z.B. den Hebräerbrief oder das Buch Josua komplett. Wenn es einer nicht schafft, fangen alle in der nächsten Woche nochmal an. Das kann unter Druck setzen, aber wenn man damit umgehen kann, ist das sicher cool. Cole schreibt selber, dass man dadurch manche Bücher fünfmal liest und meint, dass das ja nicht schaden kann. Stimmt (S.79f). Dennoch bleibt bei mir erst mal ein komisches Druckgefühl zurück, was verstärkt wird durch Aussagen zur extra hohen Lesemenge auf S.81. Beim Treffen gibt es die Verbindlichkeitsfragen, die in die Tiefe führen und wo man sich gegenseitig seine Sünde bekennt, also dunkles ans Licht bringt (S.76f). Das ist sehr persönlich und erfordert großes Vertrauen.
Dazu kommt dann beim Treffen das „strategische Gebet für Menschen, die Gott noch nicht kennen“. Interessanter Ansatz, der was mit einem macht. Das alles läuft ohne Leiter und Arbeitsbuch.
In Kapitel 9 untermauert Cole die Vorteile und führt 11 Argumente an: Richtige Saat – Abschaffung der Mittelsmänner: Wir haben die Menschen in unseren Gemeinden so programmiert, dass sie meinen, sie könnten die Bibel ohne Hilfe des Klerus nicht verstehen – S.91). Die weiteren Ausführungen dazu (91f) wirken sehr provokant, aber sind nicht von der Hand zu weisen – und schließlich legt er da, dass Minigruppen die Evangelisation in den geistlichen Wachstumsprozess integrieren. Hierzu schreibt er auch wieder nachdenkenswerte Dinge und ich habe ganz viel unterstrichen (98f): Wenn wir Evangelisation von Jüngerschaft trennen, trennen wir etwas voneinander, was Gott untrennbar zusammengestellt hat. – Minigruppen praktizieren geistliche Übungen – Minigruppen geben dem Heiligen Geist Raum – Minigruppen bevollmächtigen gewöhnliche Christen zu lebenslanger Nachfolge – sie motivieren Laien zur Mitarbeit – sie machen Leitungsfähigkeiten sichtbar – sie setzen Kleingruppenleiter und Pastoren frei – sie sprechen die innere Motivation an – sie lösen Multiplikation auf der unteren Ebene der Gemeinde aus.

Das alles klingt fast zu schön, um wahr zu sein und lässt mich kritisch werden, wenn auch nicht so kritisch, dass ich es gerne mal ausprobieren möchte. Ich warte mal auf eine Gelegenheit.

In Kapitel 10 geht er dann noch mal auf die Gemeinde nach den Vorstellungen von Jesus ein. Wieder einige gute Aussagen: … dass eine Pforte keine Angriffswaffe ist … die Kirche steht in der Offensive, nicht in der Defensive (123). Ausgeführt wird, dass wir keine Angst vor den Pforten der Hölle haben müssen (Mt 16,18). Daher folgert er … braucht die Kirche den Wechsel von der Defensive in die Offensive, wenn wir Kirche nach den Vorstellungen Jesu sein wollen.
Amen dazu.

09.09._Cole_Minigruppen

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