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Rezension: Handbuch Jugendevangelisation

Handbuch JugendevangelisationGöttler, Klaus, Für Jesus begeistern – Handbuch Jugendevangelisation, Neuhausen-Stuttgart: Hänssler: 2009
3,5 von 5 Punkten

Klaus Göttler schreibt dieses Buch aufgrund seiner Erfahrungen als langjähriger Jugendevangelist des Jugendverbands EC. Er nennt es eine Art Betriebsanleitung für Jugendevangelisation und bringt damit das neueste und aus deutscher Sicht einzigartigste Buch zu dem Thema auf den Markt, mit dem Ziel Gemeinden und Jugendgruppen zur Evangelisation zu motivieren. Aus meiner Sicht hat er hier einen richtig guten Wurf geliefert.
Einziger Wermutstropfen:  Er erwähnt die Initiative gerettetumzuretten nicht. Das finde ich schade, weil sie eine echte Alternative zu der klassische Projektevangelisation ist. Sie ist nämlich auf der Bewusstseinsebene angesiedelt und damit das ergänzende Gegenstück zur Projektevangelisation, auf die das Buch den Schwerpunkt legt. Aber vielleicht kannte er die ja noch nicht. Das Buch ist 2009 erschienen und guzr gibt es seit 2008.

Klaus Göttler spricht in seinem Buch folgende zentrale Themen an:

  • Was ist Evangelisation? Einige wichtige Dinge klärt er am Anfang grundlegend. Zentral die Aussage: Evangelisation ist Totenauferweckung (19). Damit bringt er es auf den Punkt. Dabei streift er auch spannende Themen, inwieweit bei der Evangelisation alles Gottes Sache ist und inwieweit Menschen Einfluss haben (20f). Gut ist auch, dass er auf die Fragen nach der Ökonomie von Evangelisation eingeht (Evangelisation ist ökonomisch zweifelhaft) und klarmacht, dass es dabei nicht um Mitgliederwerbung geht.  (25f).
  • Evangelisation für junge Menschen: Hier geht Göttler auf das Spezifische der Jugendevangelisation ein. Er nennt entwicklungspsychologische Aspekte bei Glaubensentwicklungen (38f) und geht auf die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen ein, die Jugendliche betreffen und berücksichtigt die Postmoderne (49), vergisst nicht zu erwähnen, dass Jugendevangelisation im Kontext einer regelmäßigen Jugendarbeit geschehen sollte (53) und nennt Liebe als Schlüssel. Dann geht er sehr ausführlich darauf ein, was Jugendliche abhält, an Jesus zu glauben (61f) und nennt entwicklungspsychologische, geistige, geistliche und kulturelle Barrieren. Weiter geht er auf Erschwernisse für Jugendevangelisation ein (Elternproblem, Märchen einer neutralen Weltanschauung (++). Schließlich interviewt er in diesem Teil – für mich überraschend auflockernd – sechs Jugendevangelisten. (Wobei ich mich immer noch frage, was dieser „Titel“ eigentlich bedeutet. Und wie ihnen, die ihn in Anspruch nehmen, füllen? Und was der Unterschied zu einem Jugendmissionar oder einem Jugendpastor oder einem Jugendreferenten ist? Aber das ist nicht das Thema des Buches…). Dann geht er noch auf die Gabe der Evangelisation ein (95f) und streift kurz weitere Themen (Jugendevangelisation contra Gemeindebau, Mitarbeitergewinnung, enttäuschte Erwartungen).
  • Verkündigung in der Jugendevangelisation: In diesem Kapitel geht er auf die Motivation des Verkündigers und den Inhalt der Verkündigung ein. Hier nimmt er aus evangelischer/evangelikaler Sicht kein Blatt vor den Mund. Glasklare Verkündigung ist angesagt. Sehr gut. Er nennt für die Verkündigung die Berücksichtigung der die Sehnsüchte von Menschen (114): Sinn, Glück, Hingabe, Halt, Anerkennung, Beziehung …, weiß, dass das Evangelium aber anstößig ist (124f) und nennt unterschiedliche Verkündigungsstile. Er zeigt die Unterschiede zwischen evangelistischer und „normaler“ Verkündigung auf. Die Unterscheidung muss man m.E. auch machen, wenn man zuspitzen will und das will dieses Buch ja und Evangelisation generell. Dazu gibt es sogar noch einen Bewertungsbogen für die evangelistische Predigt (140).
  • Jugendevangelisation in der Praxis: In diesem Kapitel geht es darum, wie man das richtige Konzept für seinen Kontext findet. Hier geht es ihm um die klassische Projektevangelisation. Er erklärt alles wesentlichen Punkte und Details, die man von der Planung, über die Durchführung bis hin zur Nacharbeit berücksichtigen muss, inkl. Seelsorge, Programmplanung, Moderation, Vorschläge für Themenreihen, Öffentlichkeitsarbeit, Dekoration, Zusammenarbeit mit Schulen, Essen, rechtliche Aspekte. In der Mitte findet sich das – wie er es zu Recht nennt – Herzstück, der Aufruf (184f), inkl. Hingabegebete  (gerade das Thema ist sehr detailliert und gefällt mir besonders). Und er nennt auch mobile Konzepte und vergisst sogar die Wiedenester Playstage nicht.
  • Jugendevangelistische Ideen und Modelle: In diesem Teil nennt er viele unterschiedliche Modelle. Leider fehlt hier jetzt die Playstage.

Im Anhang listet er dann Adressen von Werken auf und auch hier fehlt, für mich jetzt schon etwas unverständlich, das Jugendforum Wiedenest.

Fazit: Ein gutes und wichtiges Buch, was den Schwerpunkt auf die klassische Projektevangelisation richtet. Es legt theologische und organisatorische Grundlagen und gibt dazu eine Fülle guter methodischer Tipps. Es lohnt sich für jeden zu lesen, der Jugendarbeit macht und den Anspruch hat, die Freunde seiner christlichen Besucher oder auch Fremde aus der Stadt zu erreichen.

10.08._Goettler_Handbuch Jugendevangelisation

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